Tre donne intorno al cor mi son venute

Textdaten
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Autor: Dante Alighieri
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Titel: Drei Frau’n umringten meines Herzens Pforte
Untertitel:
aus: Die unbekannten Meister – Dantes Werke, S. 95–98
Herausgeber: Albert Ritter
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1922
Verlag: Gustav Grosser
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Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer: Albert Ritter (Karl Förster, Karl Ludwig Kannegießer)
Originaltitel: Tre donne intorno al cor mi son venute
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: {{{KURZBESCHREIBUNG}}}
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[95]
Drei Frau’n umringten meines Herzens Pforte

Und lagerten sich hin,
Denn Minne thront darin,
Sie, die Gebieterin ob meinem Leben. –

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Sie sind so schön und aller Tugend Horte,

Daß sie – die voller Macht
In meinem Herzen wacht –
Sich kaum getraut, ihnen das Wort zu geben.
Und jede scheint vor Weh und Angst zu beben:

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So weiß sich ein Vertriebner kaum zu fassen,

Den alle Welt verlassen.
Was nützt der edlen Tugend hehres Kleid?
Einst, in vergangner Zeit,
Ist man in Freude noch darob geraten;

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Jetzt weckt es Haß und Kälte weit und breit.

So ganz vereinsamt nahten

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Sie denn wie eines Freundes Haus – zu schauen,

Die drinnen wohnte, unsere hehre Frauen.

Beredt erzählt die eine ihre Qualen,

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Stützt auf die Hand sich leicht.

Geknickter Rose gleicht
Sie, und der nackte Arm – darauf sie ruhe –
Fühlt aus den Augen gehn der Tränen Strahlen;
Die andre Hand hehlt das

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Gesicht, von Zähren naß;

Der Leib nur zeigt das Weib – kein Gurt, noch Schuhe.
Minne schaut auf des Mantels Riß, als tue
Sie einen Blick auf das, was wir verschweigen.
Wohl will sie Mitleid zeigen,

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Doch schelmisch fragt sie nach des Schmerzes Grund.

„So eng eint uns der Bund,“
Hat sie, die tief erseufzte, drauf gesprochen,
„Daß mich Natur herschickt aus weitem Rund.
Ich, ganz von Gram gebrochen,

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Bin deiner Mutter Schwester, Rechtlichkeit,

Und arm, du siehst’s an meinem Gurt und Kleid.“

Begrüßung Beatrices von Dante Gabriel Rossetti, Seite 96

Nun also sie bekannt hat, wer sie wäre,
Hat Schmerz und Scham genagt
An Minne, und sie fragt’,

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Wer die zwei andern sei’n, die mit ihr waren.

Sie aber (immer noch rann ihr die Zähre),
Je mehr in Schmerz entbrannt,
Als jene sie verstand,
Sprach: „Willst du meinen Augen dies nicht sparen?“

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Dann fuhr sie fort: „Wie du wohl schon erfahren,

Entspringt der Nil als kleiner Fluß der Quelle
Dort, wo die Sonnenhelle
Der Erde raubt das Laub der Weide gar.
An diesem Wasser klar

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Bin ich des Mägdleins hier bei mir genesen,

Das still sich trocknet mit dem blonden Haar.

[97]
Und als dies holde Wesen

Einst seinen Blick im klaren Quell verloren,
Hat jene sie, die ferner steht, geboren.“

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Die Seufzer hemmten Minne eine Weile;

Das Aug’ in Tränenflor,
Das schelmisch noch zuvor,
Grüßt sie die Schwestern, die so gramvoll schienen,
Und langte dann zu dem und jenem Pfeile:

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„Seht,“ sprach sie, „blickt empor!

Die Waffen, die ich kor,
Frißt Rost! Ich kann mich ihrer nicht bedienen.
Großmut und Maß und was noch sonst von ihnen
Aus unsrem Blut stammt, muß nun betteln gehen;

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Recht schlimm ist solch Geschehen!

Doch mache es der Mensch mit Aug’ und Mund,
Den’s trifft, wehklagend kund,
Muß solchem Himmelsstrahl er unterstehen:
Wir nicht, entstammt des Himmels ew’gem Grund!

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Wenn wir verfolgt uns sehen –

Wir siegen doch und finden in den Reihen
Noch Menschen, die dem Pfeile Glanz verleihen.“

Ich lauschte selig diesem Himmelsklange
Voll Klage und Vertraun

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Der hehren, flücht’gen Frauen:

Bin froh des Banns, der über mich gekommen.
Wenn nach des Schicksals Urteil oder Zwange
Es kommt, daß schwarz auf Erden
Die weißen Blüten werden –

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Ruhm trägt es dennoch, fällt man mit den Frommen.

Und wär’ mir nicht das schöne Ziel genommen
(Weil es die Ferne meinem Aug’ entrückte),
Das mich zur Glut entzückte,
So schiene leicht mir, was anjetzo Last;

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Doch hat dies Feuer fast

Mir schon das Fleisch verzehrt mitsamt den Knochen,

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Des Todes Schlüssel fänd’ im Herzen Rast!

Denn was ich auch verbrochen:
Es ist erloschen, – mancher Mond erneut,

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Wenn Schuld erstirbt, dafern der Mensch bereut.


Mein Lied, nie soll man dein Gewand berühren,
Zu schaun, was keine Schöne offen trüge: –
Was sichtbar ist, genüge!
Du mußt dem Volk die süße Frucht versagen,

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Nach der sie alle fragen!

Doch sollte einer, der in jedem Stücke
Der Tugend treu, danach Verlangen tragen –
Mit neuen Farben schmücke
Dich dann und zeig’ dich, daß er danach trachte,

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Sein liebend Herz nach dieser Blüte schmachte.