Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae: Werben

Topographia Germaniae
Werben (heute: Werben (Elbe))
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1652, S. 121–122.
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Werben / Verbena, Werbena,

Diese Churfürstlich Brandeburgische Stadt / darinnen ein Compterey Johannitter Ordens / ligt an der Elb / da gegen über die Havel in solche fält / und zwar in der Alten-Marck. Joh. Ang. à Werdenhagen schreibet part. 3. de Reb. Hans. c. 7. p. 234. daß Käyser Heinrich der I. unter andern Orthen der Alten-Marck / auch das alte Städtlein Varinum an der Elb zu renoviren / und zu bessern befohlen habe / so Verbena genandt werde / als ob er von dannen einen Sieg ihme compariren wolte / welches die Teutschen erwerben heissen. Und in Antegressu part. 4. pag. 371. meldet er / daß der gedachte Käyser das alte Schloß Werben / wegen der sichern Gelegenheit deß Orthes sehr geliebt habe / daß er auch / auff der andern Seiten der Elb / ein Castell / nahend der Havel / auffgerichtet / so er Sigeberg wider die Wenden genandt / daselbst er auch einen gar grossen Sieg wider die Feinde erhalten habe. Und zu unsern Zeiten / nemlich im Jahr 1631. seye dem König auß Schweden dieses Werben so lieb gewesen / daß er / als er es erstlich besichtigt / gesagt habe / es nehme ihn wunder / daß die Kriegserfahrnere diesen Orth so schläfferig auß der Acht gelassen / deßgleichen er noch nirgends bißher in Teutschland gefunden / der zur Befestigung mehrers tauglich wäre. Daher er auch alda ein gar starcke Schantz erbauet / bey welcher hernach es von beeden Seiten / viel zu kämpfen geben hat. Und dieses hab ihme ein guter Freund erzehlet / der es damals auß deß Königs Munde selbst gehört habe. Er Werdenhagen setzet auch am 373. Blat folgende Vers von dieser Stadt.

Varinum quondam celebravit prisca vetustas,
Cederet ut lucro laus ea Marchiacis.
At neglecta diu quum multis cladibus esset,
Urbis nunc positum respicimus melius.

Anno 1002. hat Käyser Heinrich der Ander alhie eine Zusammenkunfft angestelt / und die Slavonische Nation in etwas zu frieden gestelt / daß sie eins Theils sich zum Christenthumb auffs neu bekenneten / und zum Zehenden / welcher ihnen ein Stachel in den Augen war / wiederumb verstünden. Zun Zeiten Käyser Conrads deß Andern / seynd die Lutitier Wenden / den andern Wenden in der Marck beygesprungen / als sie Marggraff Dieterichen verjagt hatten / und seynd mit ihnen biß an Werben hinan kommen / haben auch solche Stadt eingenommen / und sie in den Grund verstöret. Der Käyser hat darauff / ihren Einfall hinfort zu verhüten / das Schloß alhie gar starck erbauet / es mit starcker Besatzung beleget / die Sachsen zur Tapfferkeit wider die Erbfeinde angemahnet / und sich darauff in sein Francken begeben. Aber folgendes 1035. Jahr / bekommen die Lutitier das Schloß Werben mit List ein / machen die Besatzung drin nider / und hausen so übel / daß der Käyser auffs neu mit einem Heer an die Elb sich [122] herunter machte / und endlich die Heydnische Wenden zum Gehorsam brachte. Pomarius schreibet in der Magdeburgischen Chronic / daß im gedachten 1035. Jahr / die Stadt Werben von den Laußnitzer Wenden überfallen / und eingenommen / und 3. Grafen auffm Rathhause / und 40. ihrer Diener erschlagen / auch was sie mehr von Christen Leuthen alda gefunden / entweder erwürget / oder gefänglich weggeführt worden. Anno 1631. im Junio / ist dieser Orth vom Grafen von Ortenburg / und Obristen Baudis / eingenommen worden; und hat der König auß Schweden darauff sein Lager bey der Stadt geschlagen / und ist / von dar auß / dem General Tilly gegen Wolmerstadt entgegen gezogen / und hat bey den Dörffern Borchstal / Anger / und Reindorff (in der Tafel stehen Tanger / so aber eines ist / und Nyendorff) / mit dem Vortrab scharmutziert / und obsigt / darauff Graff Tilly selbsten gegen Werben / und dem Königlichen Lager / geruckt / da es dann den 22. Julij / und folgende Tag / biß auff den 29. diß / allerley Scharmützel hierumb geben hat. In dem 1. Theil deß Königl. Schwedischen Kriegs in Teutschland / stehet fol. 185. daß in den Dörffern Borgstal / Angeren / und Reindorff die Schwedischen den Käyserischen eingefallen / und 3. Regiment ruinirt worden seyen. Es bliebe aber / von den Schwedischen / Pfaltzgraff Carl Ludwig von Lautereck / durch einen Schuß / davon er hernach zu Werbe gestorben: der König aber gieng zuruck auff Stendal / den 18. Julij / und den 19. auff Werben: Tilly nach Tangermünde. Anno 36. haben die Käyser- und Sächsische Werben eingenommen. Aber nach der Schlacht bey Witstock / bemächtigten sich / noch in diesem Jahr die Schwedischen der Schantze bey dieser Stadt auffs neu; die gleichwol die Käyserische den 6. Augusti Anno 1637. wieder eroberten. Anno 1640. haben die Brandenburgischen die Schantz proviandirt / und noch 100. Mann hinein gebracht / das Städtlein aber / darin sich die Schwedischen vielmals auffhielten / hat endlich der Brandeburgische Stadthalter / Herr Graff von Schwartzenberg / an Thoren und Mauren verderben / und es unversperret machen lassen. Als im folgenden 41. Jahr der Stillstand der Waffen / zwischen Schweden und Brandeburg / tractirt worden; so wurde auch geschlossen / das die besagte Schantz / so damaln noch mit Brandeburg. Volck besetzt war / solte geschleifft werden; als dann solches auch durch die Brandeburgisch Bauren / in dem Eingang Augusti / geschehen. Ein gute Meil oberhalb Werben unter Havelberg / ligt / an der Elb / Sandau / alda die Schwedischen Anno 1642. eine Schiffbrücke geschlagen: so sie auch in vorigen Jahren / als sie alda ihre Lager gehabt / gethan haben. Ist Magdeburgisch.

Es ist auch ein Werben in Pommern / so in den Taflen Warben genandt wird. Johan Micraelius beschreibet dieses Pommerische Werben lib. 6. Pomer. p. 620. seq. also: Werben liget in dem Colbatzischen Ampt / sub latit. 53. 20. et long. 39. 15. und ist von Conrado IV. dem Bischoffe von Cammin / im Jahr 1321. sampt der Madduje / daran es liget / mit aller Habung und Gerechtigkeit / dem Apt von Colbatz / (welches Closter auff der andern Seiten deß gedachten See Madduje / darin die Murenen gefangen werden / und nicht gar weit davon / gelegen /) umb 300. Marck verkauffet. Weil aber der Bapst diesen Kauff nit confirmiret / und das Gelt für solche Güter Bischoff Johanni auß Nider-Sachsen zu geringe gedauchte / als hat er den Kauff widerruffen. Aber es ist ein Vertrag durch Bapst Bonifacium im 1362. Jahr / zwischen dem Bischoff / Johanne, und dem Apt von Colbatz aufgerichtet / daß der Apt das Städtlein / sampt der See / behalten / und über den vorigen Kauffschilling / noch 200. Marck / erlegen solte. Der Pastor dieses Orthes ist Praepositus über den Colbatzischen Synodum, darin sich 15. Pfarren finden. Ihre Gerichtssigel / ist der Sohn Gottes auffm Regenbogen / wie Er zu Gericht sitzet / und auf der einen Seithen ein Schwerdt / auff der andern ein Ruthen hat. Unterm Regenbogen aber sind zween Fische im Wasser gehend. Hält Marckt auf Johannis / und Sontags nach Michaelis.