Topographia Circuli Burgundici: Roterdam

Topographia Germaniae
Roterdam (heute: Rotterdam)
<<<Vorheriger
Romerswal
Nächster>>>
Scheveringen
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1654, S. 149–150.
[[| in Wikisource]]
Rotterdam in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite


[T88]

Rotterdam

[149] Roterdam. Ein berühmte Statt in Holland / 3. Meilen von Dordrecht / 1. Meil von Schiedam / und drey von Goude gelegen / hat den Nahmen vom Wasser Rot / oder Rotera, so daselbst in ein anders /

[T87]

Roterdam

[150] welches Zuerius simpliciter die Maas nennet / kompt / und dem Damm. Sie begreifft in sich 144. Jauchert / und 435. Ruthen. Ist umbs Jahr 1270. mit einem Wall umbgeben / und mit Statt Recht versehen / Anno 1303. von den Flandrern / oder Flämischen / An. 1417. von Hertzog Hansen auß Bayern / und Anno 1488. von den vertriebenen Hoexiis, deren Führer Franciscus Brederodius gewesen / eingenommen worden. Anno 1566. war da ein grosse Brunst / in welcher mehr / als 900. Häuser / mit etlichen Schiffen / zu Grund gangen seyn. Man will dieses Roterdam / nach Ambsterdam / für die vornehmste Handelstatt achten / als welche sich / durch die Schiffart / nit weniger als jene bekannt gemacht / auch einen sehr bequemen weiten Hafen hat; groß / und mit schönen / gemeinen / und privat Häusern gezieret ist. Die Hauptkirch zu S. Lorentzen / ist sonderlich zu sehen. Der Lutherischen oder Martinisten Hauß / darinnen sie Predigt hören / ist an der Stattmauer. Es ist auch eine Frantzösische Kirch allda. Auff dem Marckt stehet deß berühmten Erasmi Bildnüß von Ertz / welcher zu Goude empfangen / und allhie Anno 1467. den 28. Octobr. gebohren worden: daher man ihn Roterodamum genennet hat. Sein Vatter war Gerardus Sevenbergensis, welchen seine Eltern nicht heurahten / sondern einen Geistlichen werden liessen / und wurd auß ihm ein solcher beredter Prediger / daß man ihn insgemein Praett nannte. Und dieser Gerard hat mit deß Petri Medici Tochter Margaretha / diesen herrlichen Erasmum erzeuget. Uber der Thür deß Häußleins / so in einer Gassen nahend der obgedachten S. Lorentzen Kirch stehet / und darin er auff diese Welt kommen / ist auch sein Bildnüß / mit Lateinischen / Spanischen / und Niederländischen Reimen. Die Lateinische lauten:

Aedibus his ortus Mundum decoravit Erasmus
     Artibus ingenuis, Relligione, Fide.

Die Spanische also:

En esta casa es nacido
     Erasmo Theologo celebrado,
Por dottrina sealnnado
     Pura fe nos ha revelado.

Die Niederländische aber seyn diese:

In dit Huys is ghebooren
     Erasmus vermaert /
Die Godts Woort uyt verkooren
     Ons wel heeft verklaert.

Er ist den 12. Julii Anno 1536. zu Basel gestorben; wie unter obgedachtem seinem Bilde auff dem Marckt mit Lateinischen Worten stehet. Es wird allhie ein gutes Bier gesotten. Sihe Marcum Zuerium Boxhornium, in Hollandiae Theatro, pag. 438. Godfridum Hegenitium in Itinerar. Frisio-Holland. pag. 152. seqq. G. Braun / in Theatro Urbium part. 3. et 4. Casp. Ens in delic. apodem. p. 149. Guicciardin. in Beschreibung Hollands; und andere mehr / so von dieser Statt geschrieben / welche nicht sonders vest / auch allda / wegen deß lucken Bodens / nicht viel langwüriges zu bawen ist.