Spruner-Menke Handatlas 1880 Karte 30

Textdaten
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Autor: Theodor Menke, Karl Spruner von Merz u. A.
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Titel: Reich der Franken unter Karl dem Grossen und seinen Nachkommen bis 900
Untertitel:
aus: Hand-Atlas für die Geschichte des Mittelalters und der neueren Zeit
Herausgeber:
Auflage: 3. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1880
Verlag: Justus Perthes
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Erscheinungsort: Gotha
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Merovinger. Karolinger. No. II. Reich der Franken unter Karl dem Grossen und seinen Nachkommen bis 900.Mst. 1 : 5 300 000. – Nebenkarten: 1) Fränkisches Reich nach König Pippin’s Tode 768. 2) Fränkisches Reich 843. 3) Fränkisches Reich 870. 4) Theil von Media Francia mit den Grenzlinien von 843 und 870. Mst. 1 : 3 700 000. 5) Unigegend von Paris. Mst. 1 : 3 700 000. 6) Das Schlachtfeld von Fontanetum. Mst. 1 : 650 000. Von Th. Menke.

Dass Provincia seit der fränkischen Eroberung Burgunds 576 einen Theil des letzteren gebildet habe, ist ein weit verbreiteter Irrthum (vgl. noch Jahn Burg. II, 243), den ich beim Entwurf von Europa theilte. Nach den Quellen war dies weder unter den Merovingern noch unter den Karolingern der Fall.

Zu Burgundia gehörten Vallis Augustana nachweislich wenigstens bis 839, Vallis Segusina nachweislich wenigstens bis 807. Simson’s Darstellung des Jahres 817 ist demgemäss zu berichtigen. Wenn Autissiodorensis in dieser Periode burgundisch genannt wird, so ist das ein Nachklang aus merovingischer Zeit. In der That gehörte dieser Gau zu Francia.

Auch die merovingische Eintheilung von Francia in Neustria und Austrasia findet sich noch vereinzelt in dieser Periode. Vorherrschend aber ist die folgende Eintheilung:

A. Francia antiqua, vetus. Es sind die ältesten Sitze der Franken, wie der Name sagt. In demselben waren mehrere, jedenfalls Ein Bischofssitz; Mosellana gehörte nicht dazu, und ein Theil der Veteres Franci fiel 843 an Lothar. Man wird daher wohl nicht irre gehen, wenn man die Südgrenze von Ribuaria, die Mitte des Ardennen-Forstes (Urta), die Carbonaria silva und die Somme Francia vetus im Süden begrenzen lässt. Im XI. Jahrhundert wird Eu als nördlicher Anfang von Neustrien bezeichnet.

B. Francia nova zwischen Carbonaria etc. und Loire, Britannia und dem Slawenlande. Es zerfällt in 3 Theile:

1. Austria östlich vom Rhein. Wormazfeld, Spiragowe und Nawagowe theilten vielfach die Geschicke von Austria und blieben schliesslich bei demselben.

2. Media Francia, auch einfach Francia zwischen Rhein und einer aus Adrevaldus (Mirac. S. Bened. Lib. I, 4, 16, 17. A. SS. Mart. III, 312) und den urkundlichen Nachrichten über die Theilung von 768 sich ergebenden Linie. (Adrevaldus lebte zu Karl’s des Kahlen Zeit im Kloster Floriacus unmittelbar an dieser Linie).

3. Neustria im Westen dieser Linie. In diesem Neustria hat Robert der Tapfere, der Stammherr des capetingischen Hauses († 867), den ducatus inter Ligerim et Sequanam adversus Brittones, und als sein Sohn Odo, Graf von Paris, 888 König wurde, heisst es:

Francia laetatur quamvis is Nustricus esset Abbo P. SS. II, 798.

Die Schwierigkeiten, die Waitz, Ölsner, Abel, von irrigen geographischen Voraussetzungen ausgehend, in den karolingischen Theilungen gefunden haben, lösen sich damit. Auch Dümmler ist an verschiedenen Stellen seiner trefflichen ostfränkischen Geschichte zu berichtigen.

Die Theilung von 768 schliesst sich an die besprochene Eintheilung an. Die über sie vorhandenen Nachrichten können wohl unbedenklich durch die Nachrichten über die Theilung von 742 ergänzt und die durch die Ardennen laufende Grenze mit der Grenzlinie von 870 identificiert werden.

In urkundlichen Zusammenstellungen der karolingischen Zeit, wie „in Francia, Austria, Neustria, Burgundia, Aquitania, Provincia, Germania“ ist Francia = Francia media, Germania (Germania II der Römerzeit) = Francia antiqua. Die Namen der römischen Provincialeintheilung kommen bekanntlich noch später vor, ohne genau den antiken Begriffen zu entsprechen.

Hincmar Rem. P. SS. I, 489 scheinen die Worte Masau subterior de ista (Var. lest. illa) parte ein irriger Zusatz zu sein; es ergiebt sich das aus der Lage der Klöster der contrahierenden Parteien. Dass die Maas nicht, wie Dümmler behauptet, im ganzen Maasgau die Grenze bildete, beweisen eben diese Angaben über die Klöster.

Arcas palatium = Charleville. Longnon.
Bes 833. Kaiser Ludwig = Bays.
Blanciacus palacium im December 834 5 Tagereisen Kaiser Ludwig’s von Attigny entfernt. Scheint Blanzy an der Aisne mit Schloss (Ardennes, Réthel, Asfeld).
Bonavallis 850. König Karl. Bonval (Eure Loir, Châteaudun, eh. l.)
Brios 877. Karl der Kahle stirbt dort. Brides aux bains (Savoie, Moutiers, Bozel) mit heissen Schwefelquellen, die er, wie es scheint, gebrauchte. Seine Gemalin wurde bei seinem Tode aus Mauriana berufen.
Cadmoniacus (Codmoniacus. Abel) palatium 768. Karlmann. Die Identification mit Caen ist ganz unzulässig. Etwa Chamounix? oder Chamoux in Mauriana an der Strasse nach Novalese? oder Chougny (Nièvre, Château-Chinon, Châtillon).
Cassinogilum habe ich mit Foss und Sickel als Casseneuil (Lot Garonne, Villeneuve, ch. l.) angenommen. Bonnell identificiert es mit Caussiniojouls nördlich Béziers, was sprachlich nicht stimmt. Eher ist an Cassinogilum secundum alveum Clinno in pago Pictavo (Chasseneuil am Clain) mit Resten eines Schlosses zu denken.
Cispiacus Pfalz in Arduenna und zwar in dem südlich von der Urta gelegenen Theile, Sickel, Stumpf, Dümmler, Piot und Wauters Table chronol. unbekannt. Sollten localkundige Historiker sich nicht der Aufgabe unterziehen ihre Lage festzusetzen?
Ad duas Dives 769. Einh. ann. (ad duos Dives Ann. Laur. ad duos Clives Forschungen XIII, 628) cf. Abel I, 34. Die Erklärung von Pertz SS. I. 147 ist unmöglich. Der Ort lag in Karl’s Antheil, ausserhalb Francia, nördlich von Aegolisena und wie es scheint, auf dem Wege von Audriaca villa nach Murnacus. Wohl unzweifelhaft Moncontour an zwei parallel neben einander laufenden Armen der Dive du Nord belegen (Vienne, Loudon, ch. l.). Genauere Auskunft als die französische Generalstabskarte bietet, von Seiten Ortskundiger wäre sehr erwünscht.
Durfost 898. Regino P. SS. I, 608 nach Dümmler Ostfr. II, 467 j. Doveren bei Heusden. Sehr unsicher.
Ercuriacus Hincm. Rem. P. SS. I, 512 nicht Ecly in Porcensis, wie Dümmler erklärt (die ältere Form davon ist Escleis), sondern Herly in Laudunensis (Ercliacus Duvivier Rech. sur le Hain. 315) = Erloy (Aisne)?
Fontanetum. Die Nebenkarte ist von Spruner’n entlehnt. Die Topographie des Schlachtfeldes von Fontanetum bedarf auch nach Meyer von Knonau’s Auseinandersetzungen einer Revision.
Fulcolingas 822. Kaiser Ludwig. Sickel L. 186. Völklingen an der Saar, nicht Folkendingen im Luxemburg’schen, wie Sickel und ihm folgend Simson zweifelnd angeben.

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Goddinga 778. König Karl. Gödingen nach Stumpf (briefl. Mittheilung).
Iucundiacus palatium nicht Joac, wie Foss erklärt, sondern Jouac oder Le Palais. Deloche Cart. de Beaulieu 380. Stumpf.
Iuliacus 859. Hincm. V. S. Remigii scheint ein alter Lesefehler statt Luliacus = Loeuilly zwischen Anizy und Coucy.
Iustina, cella des H. Willehad in Frantia. Pertz und Abel erklären Mont Justin in Burgund (Haute Sâone). Burgund ist aber kein Theil von Frantia und aus Iustina könnte, auch wenn die Vorschiebung von Mont möglich wäre, nicht das entsprechende Masculinum geworden sein. Vermuthlich Justine (Ardennes, Réthel, Nouvion en P.), im späteren Mittelalter Sitz eines Reimser Decans.
Lens palatium 866. König Lothar. Muratori A. lt. VI, 31. – 866 P. LL. I, 541. – 888. Lenspalasiola Lacomblet I, 39. Lens sur Geer in Hasbania?
Lippeham am Ausfluss der Lippe ist absichtlich ausgelassen. Vgl. Dr. Krosch in den Jahrbüchern des Vereins von Alterthumsfreunden der Rheinlande III, (1843), 13 ff. Es wäre sehr wünschenswerth, wenn die Veränderungen des untern Rheinlaufs in historischer Zeit einer kritischen Revision unterworfen wurden.
Navum, Sagum curtes Ann. Fuld. P. SS. I, 406. Ob identisch mit Navum, Gemeinde Theinitz bei Stein, und Sagon N. W. Adelsberg? Beide Ortschaften liegen in Krain. Berengar würde dann im Besitz von Krain gewesen sein. Dümmler Ostfr. II, 325 vermuthet die beiden Höfe in Italien und stimmt meiner brieflichen Anfrage wegen Krain nicht bei.
Neumago 710. Karlmann. Sickel 15. Sickel erklärt ganz verkehrt Noyon p. 225, das aber weder Neumagus hiess, noch Karlmann gehörte; vgl. Ann. Lauriss. Fredegar cont. z. J. 768. Auch Nymwegen kann nicht gemeint sein, da auch dieser Ort in Karl’s Gebieten lag. Gemeint ist Neumagen an der Mosel, das allerdings sonst nicht als Pfalz erwähnt wird.
Nobiliacus in Urtinsis, von Abel in die Ardennen an die Ourthe versetzt, scheint Neuilly am Ourq (Aisne, Château-Thierry, , ch. l.) und der Gau, der übrigens näherer Aufklärung bedarf, der Orcinsis (Guérard 148).
Scolinare 955. Kaiser Lothar I. Beyer I, 96. Schüller. Beyer II, Berichtigungen zu I, 808.
Stratella villa 822. Kaiser Ludwig. Estréelles (Pasde-Calais, Montreuil, Étaples).
Uriau fiscus Böhmer R. 1847. Orgeo in den Ardennen.
Vernum Pfalz = Ver, nicht Vaires, wie Longnon will, oder Verneuil, wie die älteren Erklärer sprachwidrig riethen.
Wolfdeoza. Dümmler Ostfr. II, 337, das thüringische Wolfdeoza = Wölfis.

Den Herren Prof. Dümmler und Prof. Stumpf-Brentano bin ich für ihre bereitwillige Beantwortung einzelner an ihre Sachkunde gerichteter Anfragen dankbar verpflichtet.

Die Beziehungen der Insel Sardinien zu den Karolingern beschränkten sich auf eine Gesandtschaft der Karalitaner an Kaiser Ludwig im Jahre 815. Was Simson Ludwig I, 60 aus der Urkunde Sickel L. 63 folgert, beruht auf einem sonderbaren Missverständniss. Borgo S. Dalmazzo konnte Sickel allenfalls (1867) als in Sardinien liegend bezeichnen; indem er aber zur nähern Bezeichnung der Ortslagen die Provinz Cuneo zufügte, wies er deutlich genug darauf hin, dass hier vom Festlande und nicht von der Insel die Rede sei.

Auriolum, Pfalz. Tiraboschi Non. II, 52 erklärte es für ausserhalb Italien gelegen, weil er die ebenda von ihm abgedruckte in Auriolum ausgestellte Urkunde Kaiser Lothar’s (Kal. Febr. anno Hlotharii imp. XVIII. ind. –) in das Jahr 841 statt in 840 stellte. Stumpf deutet Ariolo im Modenesischen; mir unbekannter Lage. Fontana Titerici = Fontana fredda. Tirab. Non. II in Index geogr.