Textdaten
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Autor:
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Titel: Siegfrieds Leiche
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 34, S. 569, 580
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1891
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[569]

Siegfrieds Leiche.
Nach dem Gemälde von Th. Pixis.

[580] Siegfrieds Leiche. (Zu dem Bilde S. 569.) Wer sollte es nicht kennen, das erschütternde Trauerspiel, welches uns der uralte Sang des Nibelungenliedes überliefert: wie Siegfried, der unüberwindliche Held, erliegen muß der Rache eines tiefgekränkten Weibes, dem Speere eines heimtückischen Feindes, damit dann über seiner Leiche ein wahrer Völkervernichtungskampf sich entfache! Richard Wagner hat aus dieser Quelle den Stoff zu seiner „Götterdämmerung“ geschöpft, zu dem Schlußstein seiner großen Nibelungentrilogie, und seiner Fassung ist auch der Maler gefolgt, welcher unser Bild entworfen hat.

Da wird erzählt, wie Siegfried unerkannt für Gunther Brünhilde überwindet und ihr nach heißem Kampfe den wunderbaren Ring abnimmt, den er selbst ihr einst als Zeichen seiner Treue geschenkt. Sie ziehen mit der gewonnenen Braut hinauf nach dem Sitze der Gibichungen am Rhein, aber mit Entsetzen entdeckt Brünhilde plötzlich das verhängnißvolle Kleinod an Siegfrieds, nicht an Gunthers Hand, und nun ist Rache für solchen Verrath ihr einziges Denken. Wie im alten Heldenliede, so ist es auch hier der grimme Hagen, der sich der schwer gekränkten Frau als Werkzeug bietet. Ist er doch Alberichs Sohn, der Sohn des Zwerges, dem Siegfried einst den Ring geraubt hat. Also doppelten Grund hat er, Siegfried zu hassen. Und nun ziehen sie hinaus zur Jagd, rasten im kühlen wilden Felsenthal, nahe dem Strome. Siegfried, den warnenden Gesang der Rheintöchter nicht achtend, plaudert vergnügt mit Gunther und Hagen; er erzählt ihnen, wie er einst Fafner, den Wurm, erschlug, wie er die Zunge mit des Drachen Blut genetzt und darauf die Sprache der Vögel verstanden habe; er verräth, wie er einst Brünhilde aus ihrem Schlafe in feuriger Liebe geweckt – zwei Raben fliegen auf. „Erräthst Du auch dieser Raben Geraun’?“ ruft Hagen ihm zu, heftig fährt Siegfried empor, den Unglücksboten nachzublicken, da stößt ihm Hagen den tödlichen Speer in den Rücken, der nie besiegte Held bricht sterbend zusammen. Und bald trägt ihn der ernste Zug der Mannen über die mondbeglänzte Anhöhe von dannen, zurück zu der Halle der Gibichungen. In seinem lohenden Scheiterhaufen verschwindet Brünhilde, den Ring des Toten am Finger, herein wälzen sich die Fluthen des Rheins, die Rheintöchter erscheinen. Mit dem Rufe: „Zurück vom Ringe!“ stürzt sich Hagen wie wahnsinnig in die Fluth, die Arme der Nixen ziehen ihn hinab in die Tiefe.