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unterweilen lösten. Stets hielt mit dem Gedankenreichthum seiner Verträge und Schriften auch sein üppig zuströmender und überströmender Wortreichthum gleichen Schritt, und wurde nur bisweilen zu Wortschwall und Schwulst. Wie in Schrift und Rede vieles bei ihm gesucht und manches Gleichniß gleichsam an den Haaren herbeigezogen wurde, so war es auch mit seinen Schriften der Fall, deren gesuchte und barocke Titel eben nur dem Geschmack und dem Wohlgefallen am platten, rohen und gemeinen seiner Zeit zusagen konnten. Die wichtigsten Schriften Abrahams a Santa Clara, die fast alle in Quart erschienen, sind: Religiöse Grammatik; Merks Wien; Judas der Erzschelm, 4 Theile; Wintergrün; Abrahamisches Gehab dich wohl; Reimb dich oder ich liß dich; Heilsames Gemisch Gemasch; Huy und Pfuy der Welt; Etwas für Alle; Geistliches Waarenlager mit apostolischen Waaren; Abrahamisches Bescheidessen; Abrahamische Lauberhütte; Neu ausgehecktes Narrennest; Allgemeiner Todenspiegel; Große Todenbrüderschaft, u. a.

Ungeheure Belesenheit und Bewandertheit des Autors in der heiligen, wie in der Profangeschichte gibt sich in der Mehrzahl dieser Werke kund, und in vielen ist mehr zu finden, als was der Titel ahnen läßt. Wer suchte, um nur ein Beispiel anzufuhren, unter dem burlesken Titel des, Kaiser Joseph I. zugeeigneten »Huy und Pfuy der Welt« ein treffliches Fabelbuch? Dieses eine Werk schließt eine Fülle von Moral und allumfassender Kenntniß ein. Als Mensch ist dem Dichter alles gute Lob ertheilt worden, er war gottesfürchtig, demüthig, eifrig in der Religion, treu seiner Kirche, wie seiner Pflicht. Er strafte ohne zu verletzen, und wenn er mit strafender Rede einen bis zu Thränen rührte, ließ er ihn doch nicht unaufgerichtet und ungetröstet von dannen gehen. Er war geliebt und geachtet, und seine Doppelbegabung, alles, was er sprach, mit hellerer Gemüthlichkeit vorzutragen, und doch die Wahrheit ohne Scheu und Menschenfurcht zu sagen, gewann ihm den allgemeinen Beifall. Er schonte keineswegs den kaiserlichen Hof, und jeder an demselben mußte sich gefallen lassen, die Wahrheit von ihm zu hören. Er war Cato und Democrit in einer Person.

Abraham a Santa Clara brachte sein Leben auf 67 Jahre, und starb mit einem milden Lächeln. Er hatte seinen Lebenszweck erfüllt, war mit dem Tode vielfach vertraut geworden, konnte demselben ohne Furcht entgegensehen, und ihn wie ein Weiser begrüßen.