Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band. | |
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Allseitig bricht das Feuer aus,
und wälzt sich rasch von Haus zu Haus,
von Feindeshand genährt,
und Feuersgluth
in gleicher Wuth
tobt wüthend die taghellen Gassen entlang;
der Sterbenden Aechzen und Waffenklang
und Zetergeschrei erscholl
Hohnlachend, wie sich Teufel freu’n,
schaut Golz in all den Greul hinein:
„Ha, wie das lustig brennt!
Wie schnell und groß
als Kriegsgenoß!
Wie wird doch der Herzog, wie wird er sich freu’n,
wenn er siegreich zieht in die Trümmern ein!
Komm, Herzog, und such’ ein Haus,
Drauf rief er einen Reitersmann
aus dem Gewühl zu sich hinan,
und sprach: „Reit’ vor das Thor
zum Feind sofort,
mit sanftem Wort:
Ich wolle die Stadt nicht länger mehr
verweigern seinem gerechten Begehr,
doch mit dem Beding, daß frei
Die Chronik erzählt: Heute den 2. Mai 1634 hat der Obrist Golz befohlen, jeder Soldat soll früh 3 Uhr sein Haus anzünden, was auch geschehen. Auf der Seidau, in der Fischergasse und den Ueberresten der Vorstadt brach das Feuer aus, flog in die innere Stadt, steckte zuerst die Juden- (jetzt Herings-) Gasse an, und legte alle Privathäuser, Kirchen (die Peterskirche, in die sich 300 Personen geflüchtet hatten, zündeten die Panduren mit Pechkränzen an) und alle andern öffentliche Gebäude, ja selbst einen Theil des nahen Dorfes Teichnitz, in Asche. Nur die St. Nicolaikirche war noch zum Gottesdienste brauchbar. Gräßliche Mordthaten, Raub, Unzucht u. a. Greuel machten diese Schreckensnacht den Bürgern von Budissin noch schrecklicher.
Widar Ziehnert: Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden. II. Band.. Rudolph & Dieterici, Annaberg 1838, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ziehnert_Sachsens_Volkssagen_II_237.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)