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Salomo in seinem Alter.


Wohllust, Reichthum und Ehre hatten Salomo in seinen männlichen Jahren also verblendet, daß er die Braut seiner Jugend, die Weisheit, vergaß und sein Herz zu allen Bethörungen lenkte. Einst als er in seinem prächtigen Garten ging, hörte er die Thiere sprechen, (denn er verstand die Sprache der Thiere) und neigte sein Ohr zu hören, was sie sagten. „Siehe, sprach die Lilie, den König; er gehet mich stolz vorüber und ich Demüthige bin herrlicher als Er.“ Und der Palmbaum webete seine Zweige und sprach: „Da kommt er, die Bedrückung seines Landes, und dennoch singen sie ihm, daß er ein Palmbaum sei. Wo sind denn seine Früchte, seine Zweige, mit denen er Menschen erquickt?“ Er ging weiter und hörte die Nachtigall singen zu ihrer Geliebten: „wie wir uns lieben, so liebet Salomo nicht: so wird er von keiner seiner Bulerinnen geliebt.“ Und die Turteltaube girrete

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_285.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)