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seines Gleichen sind, also auch seiner Art nach begehren, wollen und wirken. Es hält sie, selbst wenn es sie quält, nicht für leblose Cartesische Maschienen. Mit allen sinnlichen Völkern ists Dasselbe. Der Araber spricht mit seinem Roß, der Hirte mit seinem Schaaf, der Jäger mit seinem Hunde, der Neger mit seiner Schlange, ja der arme Gefangene endlich mit seiner Spinne und seiner Maus. Je mehr der Mensch eine Thiergattung kennen lernt und mit ihr vertraulich umgeht, desto mehr gewöhnen sich beide an einander und theilen einander von ihren Eigenschaften mit. Er glaubt, sie zu verstehen und wähnt, daß sie ihn verstehe; also ist der Grund der kühnsten äsopischen Fabel, dem Wahn der Menschen nach, beinah als Erfahrung, als historische Wahrheit gegeben. Allerdings sind die Gattungen der Thiere in ihren Fähigkeiten einander sehr ungleich: sie werden uns auch immer unbemerkbarer und unverständlicher,

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_127.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)