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     Sich in dir zu läutern, zu zerfließen,

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Alles, Alles in Dir zu genießen;

Seel-enthüllet sich zu schauen, sich
Wo der Blick verstummt, herzinniglich

     Dein zu nennen. – Auch die Thränen gießen
Balsam, wenn sie herzvereinet fließen;

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Gram und Noth und Tod und Schicksal band

Seelen vester als der Diamant,

     Unsre Buhlerfessel. – Wilde Saiten,
Wohin irrt ihr? – Wohin euch begleiten
Nimmer kann der Zeiten Wahn; für Tand

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Hat er, was ihr singet, längst erkannt.


     Ach in dieser treulos-schönen Oede,
Armes Herz, verstummet deine Rede
Und dein Pulsschlag schweiget. Lüsteleer
Ist es um dich; da ertönt nicht mehr

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 049. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_049.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)