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liegt ein Vollstedt. darf dieser name auf Phel bezogen werden? so heißt im Merseburger zauberspruch Paltar, den Hadu (Hödr), der blinde kriegsgott mit schwachem mistelzweige tödtet. Vollstedt ist auch ein bäuerlicher familienname in Westholstein; Vollborn und Polborn begegnen in Berlin. das würde zu Pfolesbrunno, Pulsborn Baldersbrunno (myth. 207) stimmen. dicht bei Hademarschen führt ein hügel den namen Hollenbarg, daneben finde ich einen Hollbargskamp und ein feld Hollenbargsdôr verzeichnet. in der nähe jenes hügels zwischen Hanerau und Hademarschen, obgleich in keiner unmittelbaren beziehung zu ihm gedacht, geht eine weiße frau um. sie soll der geist einer edelfrau sein, welcher das gut gehörte. einer ihrer vorweser schenkte der kirche zu Hademarschen einen theil des großen gehölzes Rehrs, sie aber brachte die stiftungsurkunde listiger weise wieder an sich [1]. aus Panzers beitrag z. D. myth. I. s. 53 fgg. 283 fgg. lernen wir diese sage dahin verstehn, daß muthmaßlich der wald zum haruc einer göttin gehörte. für diese Holda und den Hollenbarg in anspruch zu nehmen, empfiehlt sich durch die beschaffenheit des ortes, welche die auffassung des letzteren namens als ’tô dem hollen barge‘ unwahrscheinlich erscheinen läßt. wiesen schon oben Hollenborn, Hollenbek die beziehung auf Holda nicht ganz zurück, so gestattet der Hollenhôp (Müllenhoff Schleswigholst. sag. 537) um so bestimmtere anknüpfung an sie als an ihm eine verdunkelte sage haftet, welche jedenfalls auf den mythus einer hohen göttin zurückgeht, mag man mit Colshorns deutung des teufels auf Loki einverstanden sein, oder nicht[2]. hieher gehört vielleicht auch ein Quickborn und Quickbek auf einer Suderditmarsischen insel mitten im moor.

     Von Hademarschen bis zum Kokswall, Trotzenburg und Kukenâl zieht sich eine reihe von flurnamen, welche auf tod und heidnische begräbnisse deuten. sie beginnen mit dem Rêswisch, Rêsenbedd, Brandhôrn (?) unterhalb


  1. S. Müllenhoff Schleswigholst. sag. s. 579 nr. DXCV.
  2. Th. Colshorn vorhalle zur Deutschen mythologie s. 259.
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Wilhelm Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band III. Dieterische Buchhandlung, Göttingen 1855, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_fuer_deutsche_Mythologie_und_Sittenkunde_-_Band_III_Seite_085.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)