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unter blitz und donner versinkt oder versteinert läßt nach Müllenhoffs bemerkung in den brautsteinen einen engen bezug zu Thunar, dem ehegott (Wolf beiträge I, 80) vermuthen, der ja zugleich kampfgott war. besangen ihn die altgermanischen kämpfer unter vortragung seines symbols, des hammers in die schlacht ziehend als den herrlichsten aller helden, den schützer und vertheidiger der heimath und des familienglücks, während frauen und kinder unmittelbar in der nähe weilten, so mag die seinem dienst geweihte stätte in gleicher weise zu kultushandlungen gedient haben, welche die gründung der ehe durch den gott, wie den zu ihrem schutz geübten kampf veranschaulichten. wie ursprüngliche grabmonumente, oder steinsetzungen aus früheren perioden des heidenthums der späteren zeit des ôfencultus mitunter zu geweihten handlungen dienten, ist von Warnstedt ‘über alterthumsgegenstände’ Kiel 1835 s. 17 berührt.

     Die Gieselaue ist bereits von Müllenhoff auf Wôdans speerschwingende Walcküre Gösila[1] gedeutet worden. Er bemerkt treffend, daß auch ein Ditmarsisches flüßchen, welches in seinem lauf eine genaue parallele mit der Gieselaue einhält, und darum bedeutungsvoll ist, die Wolfersaue, alt Walburgsaue auf eine schlachtjungfrau zurückweist. In dem von diesem gewässer dargestellten knie steigt die Ditmarsische geest zu einer zweiten hochfläche auf, welche ihren bedeutendsten punkt im Woenslag, Wôdanslag findet. zwischen beiden erhebungen zieht sich die straße hin, welche aus Hanerau bequem in das innere Ditmarschen führt. beim Wôdanslag liegt Gûdendorf, verderbt aus Wôdanesdorp und Windbergen. in der nähe aber findet sich ein Pferdemoor und Hadstedt. wenn in letzterem namen (die alte urkundliche form entgeht mir) die beziehung auf den kriegsgott Hadu zweifelhaft ist, so wird man versuoht bei ersterem das bild Wôdans mit seinen todtenwählerinnen sich zu vergegenwärtigen, die auf wolkenrossen zur wahlstatt herabschweben und dem blutlechzenden wolf


  1. Nordalbing. stud. I, 210.
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Wilhelm Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band III. Dieterische Buchhandlung, Göttingen 1855, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_fuer_deutsche_Mythologie_und_Sittenkunde_-_Band_III_Seite_082.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)