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Dr. W. Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band IV

nun fing Thorôlfr an so im thal zu wirthschaften, daß alle gehöfte öde gelegt wurden. viele leute starben (svâ var mikill gângr at aptrgöngum hans, at hann deyddi sums mann); andere mußten ihre häuser verlassen. alle so getödteten schlossen sich seinem zuge an (en allir menn þeir er letuz voru senir t ferd med honum). man wandte sich in dieser noth an Arnkell um abhilfe. da aber aus furcht vor Thorôlfr niemand ihm beistand leisten wollte, unterblieb jedes unternehmen bis zum frühjahr. da machte sich Arnkell, von elf genossen begleitet, auf den weg zum grabhügel. man öffnete das grab, worin der todte abscheulich anzusehen lag (ok var hann nu hinn illiligsti). zwei starke stiere zogen ihn bis an den berg Ulfârsfell, hier blieben sie erschöpft stehen. man spannte zwei frische thiere vor, die zogen die leiche ganz den berg hinauf, wurden aber hier von tollwuth ergriffen, zerrissen das wagenseil und stürzten in hastigem laufe dem meere zu. Thorôlfr ward hierauf in einem hohen, mit schweren steinen belasteten hügel beigesetzt und gewährte einige zeit ruhe, so lange sein sohn Arnkell lebte. als Arnkell aber gestorben war, begann das gespenst wieder umzugehen, so daß in der ganzen gegend niemand mehr wohnen wollte. auch Bolstadr war verlassen, weil Thorôlfr daselbst menschen und vieh tödtete. nachdem dieser ort ganz verwüstet war, wandte sich Thorôlfr nach Ulfarfell und beging da große schandthaten. somit blieb nichts übrig, als ihn noch einmal auszugraben. man fand ihn noch unverwest und trollgleich von aussehen, schwarz wie Hel und dick aufgeschwollen wie einen ochsen. als man ihn fortschaffen wollte, war er zu schwer. (var hann þar enn ôifunn ok hinn tröllligzti at fiâ; hann var blâr sem Hel ok digr sem naut ok er þeir villdu hræra hann, þâ fêngu þeir hvergi rigat hönum). mit hebeln in die höhe gehoben ward er an das meergestade hinuntergewälzt, wo man ihn mit holz umschichtete und verbrannte; lange wollte die flamme den leichnam nicht fassen. ein kräftiger wind begünstigte jedoch weiterhin das zerstörungswerk. derselbe ergriff auch

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Dr. W. Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band IV. Dieterische Buchhandlung, Göttingen 1859, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_deutsche_Mythologie_und_Sittenkunde_-_Band_IV.djvu/285&oldid=- (Version vom 1.8.2018)