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ihn auf sein mädchen und zertrümmert ihr damit den kopf und dort gab die arme unter schmerzen (v mukách neborka) den geist auf. als dies der werwolf vollendet, ging er wieder zur arbeit und fing an holz zu fällen, bis es anfing zu dämmern. vor dem abend kam das zweite mädchen und brachte ihm zu essen. als er zu nacht gegessen, begann er ihr von der grube zu erzählen, führte sie dann dazu und stieß sie so wie die erste hinein. und so erging es auch den andern mädchen bis auf die letzte. die jüngste wußte gut, daß ihr vater ein werwolf wäre. auch das verdroß sie sehr, daß von ihren schwestern nicht eine aus dem walde rückgekehrt ist. sie denkt, wo mögen wohl meine schwestern sein? nun mein vater hielt sie wohl zurück, ich rathe, war ihm etwa traurig allein, oder mußten sie ihm etwa holz aufladen? nun nimmt sich die arme (neborka) eilig zusammen und ist geschäftig um dem vater etwas zu kochen. sie kochte knödeln (halúsck) und begiebt sich in den wald, von welchem sie vom vater hörte, daß sie hinein gehen sollte. wie sie durch den wald geht, spürt sie auf einmal rauch und hört einen schlag. sie kömmt hin zum feuer, sieht ein lager von reißholz und am feuer zwei köpfchen schmoren (smudiť). sie geht dem schlage nach und findet den vater. nun, herr gott gebe glück, lebt ihr denn noch, und wie geht es euch, mein vater? ja wohl noch mit plagen, antwortete der vater, sieh, wie ich mich plagen muß, um euer leben zu fristen. nun so kommt denn, was zu genießen, ich brachte etwas, was ihr gern esset. wie nun der liebe werwolf es aufaß, befahl er dem mädchen, daß sie ihm das holz ordne. aber wo sind denn, fragt sie ihn, meine schwestern? sieh dort in jenem thale schlichten sie holz, sogleich werden wir zu ihnen hingehen. sie gehen nun bis zu jener grube, und der vater hält sie hier auf und sagt: sieh her, nun sind wir da, ich werde dir die grube zeigen, die ich gestern ausgrub, weiter brauchen wir nicht zu gehen. kleide dich aus, sagt er ferner, hier wirst du dein leben ablegen, ich werde dich in diese grube stürzen zu deinen schwestern. dies mädchen erschrack aber nicht, sondern antwortete ihrem vater

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Wilhelm Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band IV. Dieterische Buchhandlung, Göttingen 1859, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_deutsche_Mythologie_und_Sittenkunde_-_Band_IV.djvu/229&oldid=- (Version vom 1.8.2018)