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Max Horkheimer (Hrsg.): Zeitschrift für Sozialforschung, 1. Jg 1932

äußerte sich der Vertreter der Sozialdemokratischen Partei, Reichstagsabgeordneter Heinrich Limbertz, wie folgt:

„Im Namen der Sozialdemokratischen Partei Essens und im besonderen Auftrag des Vorstandes der Partei in Berlin sowie der Reichstagsfraktion gestatte ich mir, Ihnen zu Ihren Verhandlungen den besten Erfolg zu wünschen. Daß meine Partei Ihre Bestrebungen mit großem Interesse verfolgt und sie nach Möglichkeit zu unterstützen bereit ist, brauche ich wohl nicht besonders auseinanderzusetzen. Das ist für eine Partei, deren Ziel die Erreichung größtmöglichster Wohlfahrt für die größtmöglichste Zahl der Menschen ist, selbstverständlich.“ (Kongreßprotokoll S. 135)

Auch L. Piérard, ein angesehener belgischer Sozialist, der sich eingehend mit den Problemen der Freizeitverwendung befaßt, tritt als ein Befürworter der Kleingärtnerei auf. Im belgischen Parlament hat er sich wie folgt geäußert:

„Ah! die großen sittlichen Folgen des kleinen Stückchen Landes: der Mann geht nicht mehr ins Wirtshaus, er widmet sich völlig seinem Garten. Seinem Garten! Wie ihn dieser vom Fabrikarbeiter zum anderen Menschen macht. Land des Friedens, nach Anstrengung und Lärm, Land der Freiheit in der Sonne und in der frischen Luft[1].“

Andererseits wird die Kleingärtnerbewegung besonders in Frankreich, aber auch in anderen Ländern von den Unternehmern finanziell und moralisch unterstützt. Nach einer Äußerung von Robert George Picot, dem Vorsitzendendes französischen Verbandes der Kleingärtner, gibt es in Frankreich 150 000 Gärten, die von der Großindustrie gegründet wurden. Es wäre interessant, im einzelnen zu untersuchen, welche Motive die Unternehmer zu ihrer Mithilfe veranlassen und welchen Einfluß diese Gartengründungen auf die Beziehungen zwischen Unternehmern und Arbeitern ausüben[2].

Für das Problem der Aufrechterhaltung der Arbeiterfamilie hat die ständige Entwicklung der Kleingärtnerei eine wesentliche Bedeutung.

VII.

Wir gelangen jetzt zu einer Reihe anderer Verwendungsarten der Freizeit, die teilweise noch weniger als die bisher behandelten übersehbar und statistisch kaum erfaßbar sind. In vielen Fällen können höchstens Vermutungen ausgesprochen werden.

Zunächst ist hier das Gebiet der Bildungstätigkeit zu nennen, zu dem wir Lektüre, „Arbeiterbildung“ und Theaterbesuch rechnen.

Empfohlene Zitierweise:
Max Horkheimer (Hrsg.): Zeitschrift für Sozialforschung, 1. Jg 1932. C. L. Hirschfeld, Leipzig 1932, Seite 349. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_Sozialforschung_Jahrgang_1.pdf/265&oldid=- (Version vom 15.1.2023)
  1. „L’ Organisation des Loisirs du Travailleur en Belgique et à l’étranger“. Paris 1931, S. 225.
  2. Der bereits erwähnte R. G. Picot betont in „Le jardin ouvrier“, in: „Les Cahiers du Redressement Francais“ Paris 1927, daß der Garten den Arbeiter jedenfalls von allem, was ihn an die Klassentrennung erinnert, fernhalte (S. 135).