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am Abend, spürt Menschengeruch, legt nach dem Essen seinen Kopf auf den Schoss der Prinzessin und schläft ein. Die Prinzessin weckt ihn, indem sie ihm ihre ‘Träume’ von dem Brunnen und dem Apfelbaum erzählt; der Zauberer bekennt, in den Brunnen einen Riesenfrosch und unter den Baum eine rote Schlange gesteckt zu haben. Zuletzt fragt die Prinzessin, wie sie, wenn er sterben würde, den Verzauberten Berg verlassen könnte. Der Unhold warnt sie vor einem benachbarten Zauberer und rät ihr, einen Gürtel aus Lindenbast zu tragen. Mit solchem Gürtel und einem Tropfen Menschenblut kann jeder Zauberer besiegt werden. Mathias richtet sich nach diesem Wink, bindet den Zauberer, versöhnt sich jedoch mit ihm und bekommt eine Schachtel mit Wundersalbe.

Alle drei kehren zusammen von dem entzauberten Berg in die mit rotweissen Fahnen geschmückte Hauptstadt zurück. Mathias verzichtet, mit Hinweis auf ein älteres Versprechen, auf die Hand der Prinzessin, wird zum ‘Ritter des Verzauberten Berges’ geschlagen und mit einem Fürstentum beschenkt. Auf der Rückreise hilft er den beiden Inselfürsten und versöhnt den Zauberer mit seinem Bruder.

Christine hat inzwischen durch einen Brief von Mathias den Verrat ihres Vaters erfahren. Dieser lässt jedoch seiner Tochter einen gefälschten Brief, welcher von dem Tode Mathias berichtet, einhändigen und zwingt sie zu einer Heirat.

Den Schluss des Volksbuches bildet eine Variante der bereits bei Thomas von Cantimpré vorkommenden Geschichte von der scheintoten Braut.[1]

Mathias wird nach seiner Rückkehr nicht erkannt, als vornehmer Kaufmann jedoch zu der Hochzeit seiner Geliebten mit einem reichen Jüngling eingeladen. Bei der Hochzeitstafel sitzt er neben der Braut und wirft ihr heimlich den ihm vor seiner Abreise geschenkten Ring in ihren Becher. Christine, welche von dem Tode ihres Geliebten überzeugt war, erkennt den Ring, erkrankt und stirbt. Sie wird auf dem Friedhof in der Familiengruft beigesetzt. Mathias nimmt an dem Begräbnis teil, in der nachfolgenden Nacht sieht er im Traume den Zauberer des Verzauberten Berges und wird von diesem aufgefordert, die Tote mit der ihm seinerzeit geschenkten Wundersalbe zu wecken. Er fährt sofort nach dem Friedhof, der Totengräber öffnet ihm gegen reiche Belohnung die Gruft. Christine, sobald sie mit der Wundersalbe gesalbt wird, öffnet die Augen, wird von Mathias in seine Wohnung geführt und von einem berühmten Arzt gerettet. Der reiche Kaufmann bereut inzwischen, dass er Mathias als Sklaven verkauft und Christine zur Heirat mit einem ungeliebten Manne gezwungen habe. Mathias veranstaltet ein Festessen, erzählt bei der Tafel von seinen Reisen und unterbreitet seinen Gästen einen ihn betreffenden Rechtsstreit zur Entscheidung: ‘Ich habe als Knabe die Gärtnerei erlernt und einem reichen Herrn einen jungen Baum gepflegt, welcher mir von ihm versprochen wurde. Aber der Herr hat mich, um sein Versprechen nicht einlösen zu müssen, in die weite Welt geschickt und den Baum einem reichen Jüngling versprochen. Da jedoch der Baum bereits verwelkt war, wurde er von den beiden ausgegraben und an einer wohlgeschützten Stelle in die Erde versenkt. Ich habe den Baum nach meiner Rückkehr gefunden und durch meine Kunst zur Blüte gebracht. Wem gehört nun der Baum?’ Die sämtlichen Gäste entscheiden den Fall zugunsten ihres Gastgebers und geben ihm ihre Entscheidung auf seinen Wunsch schriftlich. Mathias führt dann seine Geliebte in den Saal und gibt sich zu erkennen.


  1. Vgl. Polívka und Bolte, oben 17, 410 u. 20, 353: ferner Chauvin 5, 134 nr. 1.
Empfohlene Zitierweise:
Fritz Boehm (Hrsg.): Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 29. Jahrgang. Behrend & Co., Berlin 1919, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_des_Vereins_fuer_Volkskunde_29_039.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)