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welche man auch auf diesen Inseln den Todten erwies. Die Art der Bestattung derselben glich ganz der in Tahiti gebräuchlichen. In Mangarewa legte man die Leiche, nachdem wahrscheinlich mit ihr eine Art Einbalsamirung wie in Tahiti vorgenommen war, in Zeug und Matten gewickelt und noch oben drein mit vielem Zeuge bedeckt auf hölzerne Gestelle, und die Menge des dazu angewendeten Zeuges muß so groß gewesen sein, daß für die Bekleidung der Menschen sehr wenig übrig blieb. Ehe man die Leiche auf diese Gestelle brachte, war es Sitte, sie in den Tempel zu tragen und dort allerhand Cerimonien mit ihr vorzunehmen. Auch auf den übrigen Inseln bestand die Sitte, Leichname auf solche Gestelle auszusetzen, neben die man Opfer stellte, ein Beweis, daß man hier den in solcher Weise Bestatteten zugleich göttliche Ehre erwies; nachher wurden die Leichen begraben und auf dem Platze große Korallensteine zum Zeichen des Grabes aufgerichtet, bei denen auch die Opfer nicht fehlten. Daß die in solcher Weise Behandelten stets nur Vornehme waren, ist natürlich.

Indessen ist das Heidenthum jetzt fast ganz ausgerottet, es hat sich nur noch bei einem kleinen Theil der Bevölkerung der Paumotu in den östlichen und südlichen Inseln erhalten, der größte Theil ist zum Christenthum bekehrt, und in den westlichen und nördlichen Inseln fast durchaus zur protestantischen, in Mangarewa zur katholischen Kirche übergetreten. Die Bekehrung der westlichen Inseln ging von Tahiti aus, und war die natürliche Folge der Bekehrung der Tahitier im Anfange dieses Jahrhunderts. Bei dieser Gelegenheit wurden auch einzelne Bewohner der Paumotu, die sich in Tahiti aufhielten, mit der neuen Lehre bekannt und für sie gewonnen. Einer von diesen, Moorea, der von den Missionaren Unterricht empfangen hatte und von Eifer für die Verbreitung des Christenthums erfüllt war, kehrte 1817 mit mehreren seiner Landsleute nach Anaa, seiner Heimath, zurück, und wirkte hier für seinen Glauben mit solchem Erfolge, daß in Kurzem die ganze Insel mit Ausnahme eines Districtes derselben die neue Lehre angenommen hatte. Später fielen zwar die Bekehrten wieder ab und zwangen Moorea sogar, sein Leben durch die Flucht nach Tahiti zu retten; dennoch erhielt sich das Christenthum nicht bloß in Anaa, es dehnte sich selbst durch den Eifer einzelner bekehrter Eingeborener auf die umliegenden Inseln aus, und 1822 wurde Moorea mit noch einem Lehrer von den Missionaren nach Anaa zurückgeschickt, die Leitung der Gemeinde zu übernehmen. Er begründete nun die neue Lehre fest in Anaa und bemühte sich zugleich, sie allenthalben hin zu verbreiten, sandte die zuverlässigsten seiner Anhänger auf die heidnischen Inseln, ihre Einwohner wenigstens

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 405. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_405.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)