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Was ihre Beschäftigungen betrifft, so kann der Landbau nicht darunter gerechnet werden, wie es bei der Natur der Inseln auch begreiflich ist. Selbst in Mangarewa, wo der Boden doch den Anbau des Bodens in hohem Maaße begünstigt, wendet man darauf nur sehr geringe Sorgfalt und zieht von den Kulturpflanzen der Inseln des Oceans nicht mehr, als man gerade selbst zum Leben nöthig hat. Auf den Laguneninseln hat Landbau nie existirt, selbst die Kokospalmen wurden ursprünglich nicht angepflanzt. Nur in den westlichsten Inseln haben die Einwohner in Folge der engen Verbindung mit den Tahitiern in neuerer Zeit angefangen, hier und da Gärten anzulegen, in denen sie die tahitischen Kulturpflanzen in geringem Maaße ziehen; vor allem aber ist in der neuesten Zeit in Folge des zunehmenden Handels mit Kokosöl das Anpflanzen der Kokospalme mit auffallender Lebendigkeit betrieben worden und nimmt noch immer zu. Merkwürdig sind endlich noch die hier und da sich findenden Spuren von Versuchen, Arum zu ziehen und zwar in Gruben, ohne Zweifel um darin das Regenwasser um die Pflanzen zu sammeln, welche Versuche jetzt allenthalben aufgegeben sind. Auch werden jetzt in Anaa viel Schweine gezogen zum Handel mit den Europäern.

Dagegen verwenden die Einwohner außerordentlichen Eifer auf den Fischfang und sind darin sehr geschickt und erfahren. Sie bedienen sich dazu vielfacher Netze, die manchmal selbst bis 90 Fuß lang sind, dann der Leinen und Angelhaken, die aus Perlmutter bestanden, ehe ihnen eiserne zugeführt sind; auch bauen sie in dem seichten Wasser der Riffe niedrige Wälle aus Korallensteinen und treiben in Booten die Fische hinein, die sie dann mit kleinen Netzen herausnehmen, und verstehen es, die Fische durch Anwendung des überall häufigen Lepidium Piscidium, das sie in das Wasser streuen, zu betäuben. Außer auf den Fischfang verwenden sie noch besondere Sorgfalt auf den Bau der Boote, der ihnen unendliche Mühe kostet, auf die Bereitung der Matten aus geflochtenem Grase, worin sie überaus geschickt sind, so daß diese Matten in Tahiti auf das Höchste geschätzt waren, und der Netze und Leinen aus der Rinde des Hibiscus tiliaceus; auch Menschenhaare brauchen sie wohl zum Flechten von Fischleinen. Die Verfertigung des Zeuges aus der Rinde der Broussonetia papyrifera kommt einzig in Mangarewa vor, da der Baum sonst nirgends im Archipel wächst; allein das Zeug steht an Güte dem tahitischen nach[1]. Die Geräthe, die zu diesen Arbeiten benutzt wurden, waren überaus einfach und bestanden aus Holz, Muscheln,


  1. Beechey. Vol. I. p. 143.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 399. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_399.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)