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Dingen, die sie auch nicht selten roh essen und zur Aufbewahrung zu trocknen verstehen, nächstdem Schildkröten und Muscheln sind allenthalben die Grundlage ihres Lebens. Von den Pflanzenspeisen ist die verbreitetste und geschätzteste die Kokosnuß, doch brauchen sie fast nicht weniger zur Nahrung die Frucht des Pandanus und zwar roh wie gebacken[1]; die übrigen Nahrungspflanzen der Inseln des Oceans (wie Bananen, Brodtfrucht, Arum, die Wurzel der Dracaena, Pataten, Kürbisse u. s. w.) essen sie natürlich auch, wo sie sich finden, wie in Mangarewa und jetzt in einigen der westlichen Inseln, jedoch immer nur in sehr beschränktem Maaße[2]. Bei der Seltenheit des süßen Wassers auf den Koralleninseln legen sie häufig Wasserlöcher im Korallenfels an, zur Sammlung des Regenwassers; statt Salz brauchen sie Seewasser. Das aus den Blättern der Kawa (Piper methysticum) bereitete Getränk ist wie die Pflanze unbekannt, der Gebrauch des Tabaks jetzt allgemein verbreitet. Endlich sind ursprünglich alle Bewohner dieser Inseln Anthropophagen gewesen, und auf den östlichen sind sie es noch jetzt, was ihren Zusammenhang mit den Rarotongern beweist, bei denen das Menschenfressen allgemein geübt wurde, während es in Tahiti niemals Sitte gewesen zu sein scheint; auf den westlichen Inseln ist es aber schon vor der Einführung des Christenthums durch den Einfluß der Tahitier unterdrückt worden[3].

Bei keinem polynesischen Volke ist die Kleidung einfacher und dürftiger als bei den Bewohnern der Paumotu. Nicht selten gehen sie ganz nackt; gewöhnlich aber tragen die Männer einen schmalen Gürtel von Matte, aus Gras geflochten, in Mangarewa aus Bananenblättern, der die Schaamtheile nur kümmerlich verhüllt, und der bekannte Maro aus dem papierartigen Zeuge, das die Rinde des Papiermaulbeerbaumes liefert, die allgemeine polynesische Tracht, fehlt fast ganz, da sie das Material dazu nicht besitzen und, selbst in Mangarewa, wo jener Baum gezogen wird, tragen nur ältere Männer den Maro. Außer diesem Gürtel sieht man nur selten einzelne mantelartige Matten tragen. Aehnlich ist die Kleidung der Frauen, eine schürzenartige Matte, doch länger als die Gürtel der Männer und vom



  1. Beechey, Narrative of a voyage. Vol. I. p. 178. Rovings in the South-seas. Vol. I. p. 242.
  2. Auch die in allen polynesischen Inseln bekannte Mahi (Brotfrucht oder Bananen Zustande der Gährung), die sich aufbewahren läßt, ist in Mangarewa im Gebrauch (Beechey. Vol. I. p. 105. 142. d’Urville, Voyage. Vol. III. p. 178). Sie heißt hier, wie in Rapa, Tio.
  3. Ellis, Polynesian researches. Vol. III. p. 305. Wilkes, Narrative condensed and abridged. p. 72. Beechey. Vol. I. p. 171, 176. d’Urville. Vol. III. p. 212.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 396. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_396.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)