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der bekanntlich zur selben Zeit wie Hayward mit einer Theeladang nach Jarkand vordrang und ein gutes Geschäft machte.

Wir unterlassen es, Hayward’s Schilderung der Gebirge nördlich von Kaschgar, die nach dem Augenschein entworfen ist, hier ausführlich wiederzugeben, da wir oben aus russischen Quellen relativ Besseres erhielten. Die Hauptkette des Thian-Schan (Kok-kija oder die südliche Umwallung des Arpa-Thales?), deren Entfernung von Kaschgar er ziemlich richtig auf etwa 73 engl. Meilen schätzte (nach Walichanof sind es von der Höhe des Terek-Passes bis Kaschgar 135 Werst), schien ihm höchstens 18–19,000 Fuß abs. Höhe zu erreichen, was auf Kok-kija bezogen nach Ssäwerzof’s oben (S. 167 (?)) mitgetheilten Schätzung sicher nicht zu wenig ist. Es fiel ihm aber auf, daß der Kamm dieses Schneegebirges, dessen Richtung ihm von WSW. nach ONO. zu gehen schien, sich in ziemlich ebener Linie darstellte, ohne jene Abwechslung erhabener Gipfel und tiefer Einsenkungen, wie sie im Kuen-Luen und Karakorum so bemerkenswerth seien. Ferner bemerkt er als auffällig, daß er keine Wälder am Südabhange wahrnehmen konnte, die Berge von Kaschgar aus durchaus kahl mit schneebedeckten Häuptern erschienen. Mit Bewunderung dagegen blickte er auf der Rückreise wieder auf die majestätische Bergreihe des Kisil-Jart-Gebirges, dessen riesige Gipfel sich scharf am Azurblau des trockenen mittelasiatischen Himmels im Westen und Süden abzeichneten.

In Jarkand verweilte der Reisende wiederum einen Monat und konnte nun einen außerordentlichen Temperaturunterschied gegen früher constatiren. Während nämlich das Thermometer in den ersten Tagen des Januar um Mittag auf 23° Fahr. gesunken war, hob es sich Ende Mai auf 71° und 72° Fahrh. Wenn man nun, bemerkt Hayward, für Juli und August eine Temperatur von 82–85° Fahr. annehmen darf, wozu man sicherlich berechtigt ist, so ergiebt sich, daß in Ost-Türkistān excessive Hitze und Kälte alterniren. Da ferner das Land nach Nord, West und Süd von hohen Bergketten umgeben ist, die den vorherrschenden Winden in den Weg treten, so muß demselben ein besonders trockenes Klima eigenthümlich sein. Es ist deshalb auch nicht zu verwundern, daß unser Engländer schon damals, als er am 24. Februar die Reise nach Kaschgar antrat, viel vom Staube zu leiden hatte.

Wir erwähnen schließlich, was der englische Reisende als einen Haupterfolg seines Unternehmens betrachtet wissen will. Es ist die Erkundung des direktesten Weges aus den Nordwestprovinzen Indiens nach Jarkand, bei welchem sowohl Kaschmir wie Ladakh umgangen werden können. Dieser Weg führt von Tschang Tschenmo

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_179.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)