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des Atbasch, zu welchem er im Thale des Uman hinabstieg. Kurz bevor er den Atbasch, der zuerst westlich und sodann nördlich zum Naryn fließt, erreichte, stieß er etwa 20 Werst vom ewigen Schnee entfernt auf die obere Grenze der Tanne, die hiernach in einer Höhe von etwa 9500 r. Fuß liegen würde. Die Tannenwaldung war dicht und ging bis zum Fluß selbst hinab, dessen Bett 60–90 M. tief in die Thalsohle eingeschnitten ist. Den oberen Atbasch müssen wir offenbar in das System der theils west-, theils ostwärts laufenden Parallelströme, sowie sein Thal in das der plateauartigen, hochliegenden Längsthäler des Thian-Schan einreihen. Die Höhe dieses Thales läßt sich ungefähr aus dem Obigen folgern. Die Breite desselben ersehen wir aus einer Bemerkung des Kap. Steinthal[1], der es allerdings an einer westlicheren, also tieferen Stelle als Ssäwerzof durchschritt, hier aber die Weite desselben von N. nach S. auf 10 W. d. h. ziemlich 1 ½ Meilen schätzt, wobei er weiterhin angiebt, daß der Fluß hart am Fuße seiner südlichen Grenzmauer hinströmt, während die nördliche Kette weit zurücktritt. Walichanof berührte den Atbasch ebenfalls auf dem Rückwege, der die Richtung auf die jetzt zerstörte chokandsche Feste Kurtka hatte, folgte aber aus Furcht vor einem dort hausenden Kirgisenstamme nicht, wie es natürlich gewesen wäre, dem Laufe des Flusses, sondern durchschnitt in nördlicher Wendung das zum Naryn sich erstreckende Gebirgsland, wozu zwei Tagemärsche nöthig waren. Es wurden dabei mehrere relativ nicht bedeutende Gebirgsübergänge passirt, deren letzter Baibitsche auf seinem Südabhange mit Nadelholz und Gesträuch, z. B. Berberitze und Lonicera besetzt war. Walichanof erfuhr hierbei, daß am Unterlaufe des Atbasch die Ruinen einer großen Stadt zu sehen seien, und glaubte sie auf Tschiku (bei ihm Tschigu) die Residenz des großen Kuenmo der rothhaarige Usun beziehen zu dürfen, weil diese Stadt nach chinesischen Quellen im NW. von Aksu und S. vom Jssyk-Kul gelegen haben solle.[2]

Die Bergkette, welche das Hochthal des Atbasch von dem des Akssai trennt und zugleich die Wasserscheide zwischen den Gewässern des westlichen und des östlichen Türkistān bildet, erstieg Kapt. Steinthal, indem er mit acht Kosaken und einem kirgisischen Wegweiser das Thal des Boguschti, der von links in den Atbasch fällt, aufwärts zog. Im unteren Theile desselben wachsen Sandweiden, höher hinauf Tannen, die allmählich zu einem förmlichen Dickicht sich zusammendrängen


  1. s. Iswestija Bd. 5, I. S. 89 ff.
  2. Nach Ritter, Asien I., S. 432 östl. vom Issyk-Kul und V, S. 614 nördlich von Aksu.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_156.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)