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schwer zugängliches, enges Felsenthal, nach dessen Ueberwindung der Naryn auf seiner dritten Stufe sich in das weite Fergana-Thal ergießt, bis endlich von Chodjend ab der Syr in die Steppe eintritt.

3. Die Gebirgsgruppen zwischen Naryn und Akssai· Von diesen Theilen des Thian-Schan ein klares Bild zu entwerfen, ist vor der Hand unmöglich, da uns die bevorstehenden (vielleicht schon erschienenen) russischen Kartenaufnahmen noch fehlen. Wir werden uns daher begnügen, hier einfach den Fußtapfen unserer Reisenden zu folgen. Walichanof’s Karawane übernachtete nach Passirung des Taragai am 28. September 1858 am Fuße der Gebirgsgruppe von Tschau-Tschurek. Am 29. begann sie in einem trockenen Wasserlaufe bergauf zu steigen, und kam nur mit großer Mühe über den Paß Tschachyrgurum, der außerordentlich steil abfällt. Das Gestein desselben besteht aus einem feinen Conglomerat, welches jährlich mehr und mehr vom Wasser zerwaschen wird. Es gingen hier 200 Schafe verloren, die in einen Abgrund stürzten. Der Abend war warm. Am 30. September führte der Weg über den gefährlichen Abhang Kilin-taigak und die hügelige Hochebene Kubergenty, die mit Schnee bedeckt war. Es entspringen hier einige Flüßchen, die zum Akssu gehen. Die Karawane wendete sich nun in das Thal des Flüßchens Kolmak-utschak, der nach Westen läuft, überstieg am 2. October den nicht bedeutenden Paß Getschge und debouchirte am 3. October an einer Stelle, welche Tschadyrtasch heißt, in das Thal des nach O. fließenden Akssai, der im unteren Laufe den Namen Kokschal empfängt. Demnach wurde der Akssai erst am 5. Tage nach dem Aufbruche vom Taragai erreicht, wonach der Thian-Schan sich hier mehr als doppelt so weit ausbreitet, als zwischen Taragai und Issyk-Kul.

Ssäwerzof gebrauchte, nachdem er 2 Tage hindurch den Naryn hinabgezogen war, also sich bedeutend westwärts von Walichanof’s Route befand, genau dieselbe Zeit, wie dieser, um vom Naryn zum Akssai zu gelangen, wobei allerdings bemerkt werden muß, daß er 2 Tage lang am Atbasch (s. unten) entlang zog. Vom Naryn stieg er in dem engen, baumlosen, aber gangbaren Thale des Ulan südwärts in die Höhe. Dieses Thal war besät mit großen Haufen von Thierschädeln (Ovis Ammon und Capra sibirica), nach Meinung des Reisenden Resultat der Frühlingskämpfe der Männchen. In den Lüften schwebte der riesige Vultur indicus, der in den Flügeln – der Reisende konnte ein Thier erlegen und messen – 2,90 M. mißt, und folglich den amerikanischen Condor an Größe übertrifft! Vom Ulan gelangte Ssäwerzof über den Aktscheku hinweg zum Uman, einem Quellbache

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_155.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)