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wurde. Es war eigentlich ein breites sumpfiges Hochthal, in welchem, wenn wir den Bericht recht verstehen, die Karawane auf der Höhe dahinzog, umkränzt von weißglänzenden Schneebergen und im Hintergrunde d. h. im Süden, geschlossen von einer neuen, relativ allerdings nicht bedeutenden Erhebung, welche überstiegen werden mußte, um zum tiefer liegenden Naryn hinab zu gelangen. In dem sumpfigen Plateau, über welches der Weg führte, lagen mehrere kleine Seen, ein solcher auch auf der eben erwähnten Randerhebung, welcher mit Eis bedeckt war. Diese Südkante der Südumwallung des Issyk-Kul stellte sich ganz in Schnee gehüllt dar, und bildete den höchsten Punkt, den Walichanof mit seiner Karawane im Thian-Schan passirte. Der Name desselben ist Djitym-Assu. Auch auf dem Rückwege am 15. April 1859 lag tiefer Schnee hier, weniger am Sauku, während beim Hinabsteigen zum Issyk-Kul eine Frühlingslandschaft den Blicken sich darstellte: Berberitzen- und Dornensträucher mit frischem Blätterschmuck, die Felder im hellen Grün junger Gräser prangend.

Dasselbe Gebirge erstieg Ssäwerzof[1] am 14. October n. St. 1867, indem er dem Lauf des Bors-kaun, 30 Werst westlich vom Sauki und 74° 38 östl. L. von Paris gelegen, entgegenzog. Seine Schilderung stimmt mit der seines Vorgängers. Auf der Höhe empfing den Reisenden ein breites, ebenes, sumpfiges Thal, welches noch schneelos war, sowie auch ein kleiner See, der hier liegt, trotz 15° Kälte am 16. October noch nicht zugefroren war, während ewiger Schnee in Schluchten und Klüften bis 300 M. unter das Niveau des Passes hinabreichte, welches auf ziemlich 3700 M. zu schätzen ist. Vorn lag eine (relativ) niedrige Höhenkette, in welche eine enge, doch bequem passirbare Schlucht führte, die sich bald wieder zu einem breiten, hügligen Thale erweiterte, in welchem ein Querdamm die Wasserscheide bildete. In breitem Thale ging es südwärts zum Naryn hinab, an mehreren Seen vorbei, die umgeben von Alpenweiden, welche mit Festuca und mehreren Arten Astragalus bedeckt waren, oberhalb der Grenze des Wachholders liegen.

2. Taragai, das Thal des oberen Naryn, wird in Walichanof’s Bericht mit der kurzen Bemerkung abgethan, daß der Radius desselben etwa 12 Werst betrage, wonach sich also seine gesammte Breite auf mehr als 3 Meilen stellt. Ssäwerzof nennt es eine hügelige Hochsteppe mit niedrigen, abgeplatteten, terrassenförmigen Bergen eingefaßt, welche mit Steppenformen, namentlich Festuca und einigen alpinen Pflanzen bewachsen sind. Noch waren diese Steppen schneelos,

  1. s. Iswestija der Kais. Russ. Geogr. Gesellsch. Bd. 5, Abth. 1, S. 49 ff.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_153.jpg&oldid=- (Version vom 23.12.2022)