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Emil Pauls: Zauberwesen und Hexenwahn am Niederrhein. In: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins, Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins. 13. Band, 1898. S. 134-242

während in viel späterer Zeit Nider[1] vom Ziehen eines Fadens durch das Chrisma spricht, wobei eine auf Zauberei hinauslaufende Absicht zu Grunde liege.

Die vielfach von den Sektierern im Laufe der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts in der Kölner Gegend zu Tage geförderten Zauberkünste liessen sogar in weiten Kreisen den Glauben aufkommen, dass die Ankunft des Antichrist bevorstehe.[2] Einer der wenigen ältern Fälle, in denen von der Todesstrafe wegen des Vergehens der Zauberei berichtet wird, liegt aus Köln zum Jahre 1074 vor. Dort stürzte man eine Frauensperson von der Stadtmauer hinab in die Tiefe, weil die Unglückliche im Verdacht stand, durch magische Künste die Menschen wahnsinnig machen zu können.[3] Vielleicht stützte sich die Anklage auf Beziehungen zwischen dem Mond, der Zauberin und dem Teufel;[4] oder man glaubte an Liebeszauber.

Im Gefolge der hohen religiösen Begeisterung, die sich im Zeitalter der Kreuzzüge zur Eroberung des heiligen Landes kundgab, wurden feierliche Erhebungen und Übertragungen von Heiligengebeinen auch am Rhein immer häufiger, ebenso grössere Pilger- und Wallfahrten. Damit wuchs aber auch die Legendenbildung, in welcher bekanntlich Zauberer und Teufel niemals an einer der ersten Stellen fehlen. Allüberall in der Sage griff der Böse mit seinen Dämonen in die Angelegenheiten des Menschen ein, allüberall hatte er seine Hand im Spiele.[5] Er erscheint bald in Tier- (Kröte, Affe, Hund, Katze u. s. w.), bald in Menschengestalt, und zwar ebenso als Weib wie als


  1. J. Nider, Exposit. Decalogi. I praeceptum ad 19. Eine Verordnung des Bischofs von Dornik gegen Zaubereien unter Missbrauch der Eucharistie, des Chrisma und anderer Sakramente bei P. Fredericq a. a. O. Vol. I, No. 158 pag. 149.
  2. Annales Brunwilrenses bei Böhmer Fontes III, 387: Hisdem temporibus tanta portenta falsorum signorum per haereticos facta sunt, ut plurimis obstupescentibus iam omnino instare perditi hominis adventus apud plerosque fideles creditum sit.
  3. M. G. Scr. V p. 213 ad annum 1074 April. (Colonienses) mulierem etiam quandam de summitate murorum praecipitant fractisque cervicibus interficiunt; hoc ei crimini dantes, quod homines plerumque magicis artibus dementare infamata fuisset.
  4. M. G. Leg. t. I p. 20: … Foeminae lunam comendent, quod possint corda hominum tollere. – Vita s. Elegii: Deus ad hoc lunam fecit, ut tempora designet et noctium tenebras temperet, non ut … dementem hominem faciat, sicut stulti putant, quia daemonibus invasos a luna pati arbitrantur. Vgl. A. J. Binterim, … Denkwürdigkeiten der christ. katholischen Kirche. Mainz 1826, Bd. 2 Teil 2, S. 581 ff.
  5. Soldan-Heppe a. a. O. Bd. I, S. 185.
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Emil Pauls: Zauberwesen und Hexenwahn am Niederrhein. In: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins, Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins. 13. Band, 1898. S. 134-242. Düsseldorf: Ed. Lintz, 1898, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zauberwesen_und_Hexenwahn_am_Niederrhein.djvu/22&oldid=- (Version vom 1.8.2018)