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Welch köstlicher Gegensatz, jenes kleine, dralle Weib und dieses Riesenskelett.

Wozu aber mußte gerade solch herrlich gebautes Weib so vor der Zeit sterben?

Kaum lag Käthes Leiche auf der Marmortafel und schon riß Julias Geliebter die letzte Hülle von ihr herab.

Und zum letzten Male zeigte sich dieser Körper in all seiner glänzenden Schönheit und blendete fast, obgleich schon entstellt von der Krankheit und dem Tode, noch mit den Resten seiner Pracht die Augen der Anwesenden.

Obgleich alle Studenten sich dicht um die Tafel scharten und selbst an schlechten Witzen es nicht fehlen ließen, rötete keine Scham mehr die bleichen Wangen. Wie erstarrt in all ihrer Marter lag sie mit weitgeöffneten Augen ruhig da, trotz ihrer Nacktheit inmitten dieser noch von der durchschwärmten Nacht ermatteten Männer.

Ihr Leben lang gequält wie ein Lastvieh, ausgebeutet an Leib und Seele, betört, verraten, mißhandelt und halb verhungert, opferte sie noch den zermarterten Körper dem Wohle der Menschheit, – dem Messer, welches nur zu bald ihr Fleisch zerwühlen würde.

In der Tat, so ward es zur wahren Karyatide der Gesellschaft, dies elende Weib aus dem Volke, dieses Saumtier der Arbeit in den Händen andrer Weiber, schlecht genährt und Tag und Nacht gequält und schlafend auf der nackten Erde.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 471. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/471&oldid=- (Version vom 1.8.2018)