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Lebenszeichen gab sie überhaupt nur gegenüber dem Laster, ob es nun das Gepräge eines Verbrechens oder nur einer kleinen Alltagssünde trug.

In ihren Adern rollte offenbar etwas verdorbenes Blut, welches seinen Nährboden nur in der Atmosphäre der Lüge fand.

Mit Geschick stützte sie ihre Behauptungen auf scheinbar höchst einfache, im Grunde aber trügerische Gründe und traf damit Käthes beschränkten Verstand, indem sie sich unbewußt auf dessen niedrige Stufe stellte, mit dem Verlangen, sich ein paar lumpige Pfennige zu verschaffen.

„Übrigens“, fuhr sie fort, ohne Käthe anzusehen, „tu’ du, was du willst, mein Kind!… Ich aber müßte mich bald um ein anderes, willigeres und mir mehr zugetanes Mädchen bemühen!“

Plötzlich flimmerte es Käthe vor den Augen. Mechanisch strich sie mit der Hand einige Salatblätter, die an der Schürze hängen geblieben waren, herunter. Wie? Entlassen werden sollte sie um solche Kleinigkeit? Das ging ihr doch tief zu Herzen. Erschien ihr doch diese schmutzige, düstere Küche wie ihre beste Freundin, die sie verlieren solle.

Dazu kam noch, daß Johanns klangvolle Stimme durch das offene Fenster schallte und sie an dessen sie jetzt so mächtig anziehende kräftige Gestalt erinnerte.

Julia entfernte sich gleich darauf und ließ sie unter dem Eindruck ihrer letzten Wort allein zurück,

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/189&oldid=- (Version vom 1.8.2018)