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„Warum gingst du nicht spazieren?“ fragte sie, indem sie sich auf den wackligen Schemel setzte, die Augen schloß und gleichgültig auf die Antwort wartete.

Überhaupt fühlte sie sich in dieser Küchenatmosphäre am wohlsten: da konnte sie ohne viel Worte und ohne Geist und Stimme anzustrengen, sich am leichtesten unterhalten.

„Ach, wie gern“, erwiderte Käthe hastig, „wär’ ich bei dem herrlichen Wetter spazieren gegangen, hätt’ ich nur jemand zur Begleitung gehabt. Deshalb ging ich in die Kirche und betete dort zur heiligen Jungfrau. Treibt ein Mädchen sich so allein herum auf den Straßen, so sieht das immer schlecht aus!“

„Wie? Hast du denn noch keinen Liebsten?“ fragte Julia und riß erstaunt die Augen auf.

„Nein, gnädige Frau!“ entgegnete Käthe verlegen und verbarg sich im Schatten.

Jetzt, nachdem sie so allein dastand und noch dazu mit Rosa entzweit war, fühlte sie, daß es so nicht länger bleiben könne, daß sie jemand haben müsse, der ihr zugetan und Freud und Leid mit ihr teile.

Fast schämen mußte sie sich, daß sie noch keinen Liebsten hatte. War sie doch weder häßlich, noch gebrechlich, vielmehr nur zu kräftig und gesund. Und dennoch ging sie noch immer so allein, als ob jeder sie meide.

Dies geschah nur, weil sie durchaus heiraten wollte, die Männer aber immer nur zum Zeitvertreib solche Bekanntschaften schlossen.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/162&oldid=- (Version vom 1.8.2018)