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wirklich einer Füchsin Kind. Als meine Mutter starb, hat sie mich dem abgeschiedenen Geiste der verstorbenen Frau meines Vaters anvertraut, der ich es danke, daß ich heute hier bin. Meine alte Pflegemutter liegt verlassen draußen in den Bergen, und es sammelt niemand ihre Gebeine, so daß sie nicht Ruhe finden kann. Wenn du nicht die Mühe scheust, so stille ihren Kummer!“ Wang stimmte zu, und so fuhren sie mit einem Sarg hinaus. Richtig fanden sie den Leichnam noch und setzten ihn in dem Familiengrabe bei.

Von da ab ging das Ehepaar an jedem Totenfest im Frühling zu dem Grabe der Familie Tsin und opferte und ließ es an dem Grab nicht fehlen. Ein Jahr nachher genas die junge Frau von einem Söhnchen, das vor keinem Fremden Scheu empfand und immer nah dem Lachen war, selbst als man es noch auf dem Arme trug. Das hatte es von seiner Mutter.

Wenn man Ying Nings keckes und übermütiges Lachen in Betracht zieht und gar bedenkt, was sie dem Nachbarsohne für Geschichten machte, gleicht sie einem Wesen ohne Herz. Die Art aber, wie sie für die Beerdigung der Pflegemutter sorgte, läßt erkennen, daß sie ihre eigentliche Seele nur verhüllte in dem Lachen.


96. Die Froschprinzessin

Am mittleren Yangtsekiang wird der Froschkönig sehr eifrig verehrt. Er hat einen Tempel; dort gibt es Frösche zu Tausenden und aber Tausenden, zum Teil von riesiger Größe. Wer sich den Zorn des Gottes zuzieht, in dessen Hause treten seltsame Erscheinungen auf: Frösche hüpfen auf Tischen und Betten umher; in schlimmeren Fällen kriechen sie selbst an den glatten Wänden empor, ohne daß sie herunterfallen. Verschiedene Arten von Vorzeichen

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Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 317. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_317.jpg&oldid=- (Version vom 29.5.2018)