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daneben noch einen ganz mageren Esel, so bin ich mit meinem Freunde dort.“

Am bestimmten Tag ging Li Dsing hin, und richtig sah er das Maultier und den Esel vor der Tür. Er raffte die Kleider zusammen und stieg ins obere Stockwerk hinauf. Da saßen der Drachenbart und ein Taoist beim Wein. Wie er Li Dsing erblickte, war er hocherfreut, hieß ihn sitzen und mit trinken. Als sie genug getrunken hatten, gingen alle drei zusammen wieder zu Liu Wendsing. Der spielte gerade mit dem Prinzen Schach. Der Prinz erhob sich ehrerbietig und forderte sie zum Sitzen auf.

Sobald der Taoist sein leuchtendes und heldenhaftes Wesen sah, ward er bestürzt und begrüßte ihn mit einer tiefen Verbeugung, indem er sprach: „Das Spiel ist aus!“

Beim Abschied sagte der Drachenbart zu Li Dsing: „Geht weiter nach Sianfu, und wenn die Zeit gekommen ist, so fragt nach mir an dem und dem Ort.“

Damit ging er pustend weg.

Li Dsing und das Wedelmädchen packten ihre Sachen zusammen, verließen Taiyüanfu und gingen nach Westen weiter. Zu jener Zeit starb Yang Su, und es erhoben sich große Wirren im Reich.

Nach einigen Tagen kam Li Dsing mit seiner Frau an den vom Drachenbart bestimmten Ort. Sie klopften an eine kleine Holztür, da kam ein Diener heraus, der sie durch lange Gänge führte. Prächtige Gebäude erhoben sich vor ihnen, vor denen eine Schar von Sklavinnen standen. Sie traten in einen Saal, in dem die kostbarste Aussteuer aufgebaut war, die man sich denken konnte, Spiegel, Kleider, Schmuck, alles war von einer Pracht, wie sie auf Erden sonst nicht zu sehen war. Schöne Sklavinnen führten sie zum Bade, und als sie ihre Kleider gewechselt hatten, wurde ihr Freund gemeldet. Er trat herein, in Seide und Fuchsfelle gekleidet und glich in seinem Äußeren fast einem Drachen oder Tiger. Erfreut begrüßte er sie und rief auch seine Frau herbei, die von ausnehmender

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Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_264.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)