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Berge. Dann nahm er sein Schwert in die Hand und sprach: „Wir drei haben stets dem Fürsten tapfer gedient. Wir waren verbunden wie Fleisch und Blut. Die beiden sind tot, da ist es meine Pflicht, nicht einzig am Leben zu bleiben.“

Damit stieß er sich das Schwert in die Kehle und verröchelte.

Der Herzog aber seufzte unaufhörlich und befahl, ihnen ein prächtiges Begräbnis zu bereiten.

Einem tapferen Helden geht die Ehre über das Leben. Das wußte der Kanzler; darum hat er es absichtlich so eingerichtet, durch die beiden Pfirsiche sie anzustacheln und so drei Helden zu töten.


85. Wie das Heiraten des Flußgotts aufhörte.

Zur Zeit der sieben Reiche lebte ein Mann namens Si-Men Bau, der war Statthalter am gelben Fluß. In jener Gegend wurde der Flußgott sehr verehrt. Es lebten Zauberer dort und Hexen, die verkündeten: „Der Flußgott will jedes Jahr ein Mädchen freien, die man unter dem Volke aussuchen muß, sonst kommen Wind und Regen nicht zur rechten Zeit, es gibt Überschwemmungen und Mißernten.“ Wenn nun in einem reichen Haus ein Mädchen war im richtigen Alter, so sprachen die Zauberer, die sei zu erwählen. Die Eltern, die ihre Tochter schützen wollten, bestachen sie dann mit vielem Geld. So ließen sich die Zauberer denn erweichen und befahlen den reichen Leuten, Geld zusammenzuschießen und ein armes Mädchen zu kaufen, die in den Fluß geworfen wurde. Das übrige Geld behielten sie als Gewinn für sich. Wer aber nicht bezahlen wollte, dessen Tochter ward zur Gattin des Flußgottes bestimmt, und man zwang sie, die Brautgeschenke

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Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_255.jpg&oldid=- (Version vom 29.5.2018)