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ich kann euch nicht allen davon geben. Nur die Würdigsten sollen davon essen. Ich selbst beherrsche das Land und bin das Haupt der Fürsten des Reichs. Es ist mir gelungen, Besitz und Macht zu wahren, das ist mein Verdienst. Darum gebührt mir einer der Pfirsiche. Yän Dsï steht mir bei als Kanzler, er ordnet den Verkehr mit dem Ausland und hält die Bürger in Frieden. Er hat unser Reich stark gemacht auf Erden. Das ist des Kanzlers Verdienst, ihm gebührt der zweite Pfirsich. Nun sind noch zwei Pfirsiche da, doch weiß ich nicht, wer von euch andern die Würdigsten sind. Ihr mögt selbst aufstehen und eure Verdienste erzählen. Wer keine großen Taten vollbracht hat, der unterstehe sich nicht, den Mund zu öffnen.“

Gung-Sun Dsiä schlug an sein Schwert und erhob sich; er sprach: „Ich bin des Fürsten Feldmarschall. Im Süden habe ich das Reich Lu besiegt, im Westen habe ich das Reich Dsin besiegt, im Norden habe ich das Heer von Yän gefangengenommen. Alle Fürsten im Osten kommen hierher an den Hof und erkennen die Führerschaft von Tsi an. Das ist mein Verdienst. Ich weiß nicht, ob ein Pfirsich mir gebührt.“

Der Herzog sprach: „Dein Verdienst ist groß! Es gebührt dir ein Pfirsich.“

Da erhob sich Tiän Kai Giang, schlug auf den Tisch und sprach: „Ich habe im Heere des Fürsten wohl hundert Schlachten geschlagen, ich habe den feindlichen Feldherrn getötet, ich habe die Fahne des Feindes erobert. Ich habe für meinen Fürsten die Grenzen des Landes erweitert, also daß unser Land um tausend Meilen größer wurde. Wie steht es da mit meinem Verdienst?“

Der Herzog sprach: „Dein Verdienst ist groß! Es gebührt dir dieser Pfirsich.“

Da erhob sich Gu I Dsï; seine Augen starrten, und er schrie mit lauter Stimme: „Als einst der Fürst über den gelben Fluß fuhr, da erhoben sich Wind und Wellen. Ein

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Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_253.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)