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sich niemand hinein, und das Dorf hat von dieser Höhle seinen Namen.

Einst gingen zwei Bauern aus der Gegend in die Stadt.

Als sie am Fuchsloch vorbeikamen, da deuteten sie auf den Eingang der Höhle, und der eine sagte im Scherz: „Wenn man da ein ordentliches Feuer anzündete, so würden die Füchse und Wiesel alle miteinander verbrennen.“

Der andere, der ein Pächter war, brach in lautes Gelächter aus und sagte: „Wenn vorne das Feuer brennt und hinten der Rauch rauskommt, das wäre ein Spaß!“

Als sie von der Stadt zurückkamen, da fing der Pächter auf einmal bitterlich zu weinen an. Er nannte sich mit seinem eigenen Namen, und eine verstellte Stimme sprach aus ihm: „Ich bin dein Vater. Ich bin jämmerlich ums Leben gekommen. Heute ist mirs vergönnt, einmal zu Hause wieder einen Besuch zu machen.“ Dann rief die Stimme nach der Mutter des Pächters, und als sie kam, da nahm er sie bei der Hand und weinte bitterlich und redete mit ihr über die Geschichte seines früheren Lebens. Dann sagte er noch: „Ich bin sehr hungrig. Laß mir schnell Wein und Speise schaffen! Aber es muß ein Huhn sein.“

Die Mutter des Pächters glaubte wirklich, es sei der Geist ihres Mannes, weil er mit ihr von Dingen sprach, die sonst niemand wußte. So begann sie denn auch vor Rührung zu weinen. Der Frau des Pächters aber kam die Sache nicht ganz geheuer vor, und weil er durchaus ein Huhn zum Essen wollte, argwöhnte sie, ihr Mann sei vielleicht von einem Fuchse besessen.

Darum fing sie kurz und bündig an: „Wir haben keinen Wein im Haus, und die Hühner brüten gerade. Ich will dir Grütze kochen. Du bist ja ein seliger Geist, lieber Schwiegervater, da ist es deine Pflicht, uns zu helfen und uns nicht unnötige Kosten zu machen.“

Da klang es aus ihrem Mann sehr zornig: „Das Frauenzimmer da hat keine Ehrfurcht. Was ihr dort in dem großen Faß zusammengebraut habt, ist denn das kein

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Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_171.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)