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Menschen von Teufeln und Füchsen geplagt werden. Er wird häufig zusammen mit Konfuzius, dem Meister des Friedens, als Meister des Kriegs verehrt.

Der Offenbarungen seiner geistigen Kräfte sind unzählige. Es mag ein Beispiel für viele andere hier folgen.

In Ju Dschou lebte ein Mann, der war ein Trunkenbold und Spieler und schlug und schimpfte fortwährend seine Mutter. Er hatte ein kleines Söhnchen, das war eben ein Jahr alt. Die Großmutter trug es auf dem Arm spazieren. Da plötzlich machte es eine ungeschickte Bewegung und fiel zur Erde. Infolge des erlittenen Schreckens ward es krank. Die Alte fürchtete den Zorn ihres Sohnes und lief von Hause weg.

Als dieser nach Hause kam und die Krankheit seines Kindes sah, fragte er sein Weib, wie es gekommen. Darauf suchte er wütend nach seiner Mutter. Vor dem Tempel des Kriegsgotts erblickte er sie, eben im Begriff, hineinzugehen. Er riß sie an den Haaren heraus.

Da stand im Tempel das tönerne Bild des Kriegsgotts plötzlich von seinem Sitze auf, nahm dem hinter ihm stehenden Dschou Dsang das Messer aus der Hand, trat zur Tür heraus und hieb dem Mann den Kopf herunter. Der Priester des Tempels, der es sah, schlug eilig Glocke und Pauke und las aus den heiligen Schriften. In den Straßen und auf dem Markt hörten die Leute von der Geschichte und drängten sich staunend herbei. Sie sahen den Kriegsgott, in der rechten Hand das Messer, in der linken Hand den Kopf des Mannes. Mit einem Fuße vor der Tür, mit einem Fuße drin, so stand das Bild, unbeweglich wie ein Fels. Seit jener Zeit steht in Ju Dschou das Bild des Kriegsgotts mit gespreizten Beinen auf der Türschwelle als Zeichen seiner Macht.

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Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_064.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)