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drei Waltenden auf einem Sockel. Sie haben Fransenhüte auf und Szepter in den Händen wie Könige. Der aber auf dem letzten Platze zur Rechten sitzt, der hat Glotzaugen und sieht zornig drein.

Fragt man, was das bedeute, so erzählen die Leute: „Die drei waren Brüder und wurden von dem Herrn zu waltenden Göttern gemacht. Sie redeten nun darüber, wie sie sitzen sollten. Der jüngste sprach: ›Morgen früh, ehe die Sonne aufgeht, wollen wir hier zusammenkommen. Wer zuerst kommt, der soll in die Mitte auf den Ehrenplatz, der zweite auf den zweiten und der dritte auf den letzten Platz.‹ Die beiden älteren Brüder waren’s zufrieden. Am andern Morgen in aller Frühe kam zuerst der jüngste und setzte sich auf den mittleren Platz und wurde Gott des Wassers. Der mittlere kam zu zweit; er setzte sich zur Linken und ward Gott des Himmels. Zuletzt von allen kam der älteste. Wie der nun sah, daß seine Brüder schon auf ihren Plätzen saßen, da ward ihm übel zumut, und doch durfte er nichts sagen. Der Zorn stieg ihm ins Gesicht, die beiden Augäpfel traten ihm wie Kugeln aus den Höhlen, und seine Adern schwollen auf wie Wülste. So setzte er sich zur Rechten und ward Gott der Erde. Die Handwerker, die die Götterbilder machen, haben das gesehen und ihn also abgebildet.“


26. Konfuzius

Als Konfuzius geboren ward, da kam ein Kilin und spuckte einen Nephritstein aus, darauf stand geschrieben: „Sohn des Wasserkristalls, du wirst einst ungekrönter König werden!“

Er wuchs heran und ward neun Fuß hoch. Er war schwarz und häßlich im Gesicht. Seine Augen standen hervor, seine Nase war aufgestülpt. Die Lippen bedeckten die Zähne nicht, und die

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Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_057.jpg&oldid=- (Version vom 29.5.2018)