Seite:Wilhelm ChinVolksm 051.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

strich es durch die Wellen, und plötzlich war man außerhalb des schwarzen Wirbels.

Dschou Ling kam zurück, berichtete über die Sache und bat, daß der Himmelskönigin Tempel errichtet und sie in die Liste der Götter aufgenommen werden möge. Und der Kaiser erfüllte die Bitte.

Seitdem stehen an allen Hafenorten Tempel der Himmelskönigin. Am achten Tag des vierten Monats wird ihr Geburtstag gefeiert mit Schauspiel und Opfern.


23. Nü Wa

Nü Wa war die Schwester des Fu Hi. Sie half ihm bei der Ordnung der Ehe. Während nämlich früher Männer und Frauen sich nach Belieben verheiratet hatten, wurden von ihr die Namen der Stämme festgestellt. Leute aus demselben Geschlecht durften sich nun nicht mehr heiraten. Die Ehe ward geschlossen nach dem Befehl der Eltern. Ein Ehevermittler war nötig, und da man noch kein Geld hatte, wurden zwei Felle als Brautgeschenk festgesetzt. So ward Nü Wa als göttliche Ehestifterin bekannt, und die späteren Geschlechter verehren sie als Schutzherrin der Ehe, die über den Beziehungen der Geschlechter wacht. Nach dem Tode ihres Bruders folgte sie ihm auf dem Thron.

Es erhob sich aber ein Mensch, namens Gung Gung, wolligen Leibes und rot von Haaren, der hielt sich ob seiner Weisheit für einen Gott. Er besetzte das Land am Yangtsekiang und empörte sich gegen die göttliche Fürstin. Er nannte sich Geist des Wassers und gebrauchte Zauberformeln, um eine Sintflut zu erregen, die das Wasser aller Flüsse in ihren Betten staute und auf Erden großen Schaden tat.

Nü Wa befahl dem Herrn des Feuers, ihn zu unterwerfen.

Empfohlene Zitierweise:
Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_051.jpg&oldid=- (Version vom 29.5.2018)