Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte. | |
|
Dieser elenden Zeit, mit Ärmchen, ganz benarbt!
Nie hab’ ich im Asyl gedarbt,
Weiß nicht, wie sich Mütter die Augen aussticken,
Weiß nicht die Qual, wenn Kaiserinnen nicken,
Kenn ich die Lampe denn, kenn ich den Hut,
Die Luft, den Mond, den Herbst und alles Rauschen
Der Winde, die sich überbauschen,
Ein Antlitz böse oder gut?
Und weiß ich, ach, wie weh ein Schmeicheln tut?
Du aber, Herr, stiegst nieder, auch zu mir.
Und hast die tausendfache Qual gefunden,
Du hast in jedem Weib entbunden
In jedem Zirkus-Seehund wurdest du geschunden
Und Hure warst du manchem Kavalier!
O Herr, zerreiße mich!
Was soll dies dumpfe, klägliche Genießen?
Begnade mich mit Martern, Stich um Stich!
Ich will den Tod der ganzen Welt einschließen.
O Herr, zerreiße mich!
Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Werfel_Wir_sind_1913.pdf/92&oldid=- (Version vom 1.8.2018)