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gefordert und unten auf der Gasse niedergestochen. Dieser Siegmund von Maltitz hatte viel Vorboten seines Unglücks gehabt. Als er von seiner Burg wegritt, fiel ihm der Degen aus der Scheide. Beinahe hätte er auch mit der Büchse sein eigenes Pferd erschossen. Dann sprangen ihm an seinen Fingern plötzlich zwei Ringe entzwei. Beim Hochzeitsmahle löschten auch zwei Lichter, die vor seinem Platze standen, von selbst aus. Er hat sich aber durch all’ diese Zeichen nicht warnen lassen, auf die Herausforderung des Ritters von Lottitz einzugehen.


208. Der Burgwald bei Pulsnitz.

Um das Jahr 1300 breitete sich ostwärts von der Stadt Pulsnitz ein umfangreiches Waldgebiet aus, der Burgwald genannt. Derselbe erstreckte sich vom Schwedensteine und Ohorner Berghause bis hinüber nach Naundorf am westlichen Fuße des Keulenberges. In ihm lagen inselartig die Orte Friedersdorf, Thiemendorf, Ober- und Niederlichtenau, ferner Ober- und Niedersteina. Nur die östliche Seite der Dörfer Friedersdorf und Thiemendorf stand in Feldlänge offen. Noch zum Anfange des 14. Jahrhunderts grenzte der Burgwald bis an diese genannten Ortschaften. Im Jahre 1309 wird urkundlich bei der Vererbung des Schlosses Pulsnitz der Burgwald erwähnt. Der Name Ober- und Niederlichtenau soll andeuten, wie eine Lichtung in jenem großen Walde die Veranlassung zur Namensgebung der genannten Siedelungen wurde. Heute breitet sich da, wo vor Jahrhunderten der umfangreiche Burgwald rauschte, eine liebliche Flur aus mit fruchtbaren und wohlgepflegten Feldern, Wiesen und Gärten.

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 490. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_490.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)