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ich bis jetzt der einzige in pazifistischen Kreisen, der genauen Einblick in der Fliegerei hat. Da ich gegenwärtig, als freier Schriftsteller lebe, möchte ich Sie bitten, bei Veröffentlichung dieses Aufsatzes, denselben honorieren zu wollen.

     Mit bestem Gruß
          Ihr ergebener
               gez. Walter Kreiser

Der Angeklagte Kreiser hat in der jetzigen Hauptverhandlung zugegeben, diesen Brief geschrieben zu haben. Er hat sich zu dessen Inhalt dahin eingelassen, der Brief beruhe auf jugendlicher Renommage, tatsächlich habe er zu damaliger Zeit keine Kenntnis von den mit der Deutschen Luftpolitik, insbesondere nach ihrer militärischen und strategischen Seite hin, zusammenhängenden Dingen, gehabt; im übrigen habe er schon längere Zeit vor dem Erscheinen des jetzt zur Anklage stehenden Artikels seine politische Einstellung geändert.


2. Carl von Ossietzky ist der Sohn eines im Jahre 1891 verstorbenen Hamburger Kaufmanns. Seine Mutter ist im Jahre 1921 verstorben. Nachdem er bis zum Jahre 1905 die Rumbaumsche Realschule in Hamburg besucht und dort das Einjährigenzeugnis erworben hatte, ging er in die kaufmännische Lehre.[WS 1] Dort hielt er jedoch nur etwa 2 Jahre aus und wandte sich dann der Journalistik zu, da er sich als Kaufmann nicht wohl fühlte und sich mehr für Literatur interessierte. Er betätigte sich zunächst als freier Schriftsteller in Hamburg, wo er seine Arbeiten in verschiedenen Zeitungen veröffentlichte. Im Jahre 1913 ging er studienhalber nach England und heiratete im August 1913 in London. Nach einigen Monaten kehrte er mit seiner Frau nach Deutschland zu seiner Mutter zurück, die in Hamburg in zweiter Ehe verheiratet war, und wirkte hier weiter als freier Schriftsteller, bis er im Jahre 1916 zum Militär eingezogen wurde. Über seine Militärdienstzeit hat er jede Angabe verweigert. Nach seiner Ende 1918 erfolgten Entlassung aus dem Heeresdienst siedelte er im August 1919 nach Berlin über und wurde dort Sekretär der Deutschen Friedensgesellschaft. Im Jahre 1920 verließ er diese Stellung und widmete sich erneut journalistischer Tätigkeit. Er war zunächst verpflichteter Mitarbeiter der Berliner Volkszeitung und schrieb als solcher ihre Leitartikel. 1922 wurde er in die Redaktion der Volkszeitung aufgenommen und arbeitete dort bis zum Jahre 1924 als verantwortlicher Redakteur für den auswärtigen Teil dieser Zeitung. Während seiner Tätigkeit für

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Die biographischen Angaben zu Ossietzky sind teilweise unzutreffend. Ossietzky verließ die Schule ohne Abschluss. Anschließend trat er als Hilfsschreiber in den Justizdienst ein. Siehe auch Carl von Ossietzky
Empfohlene Zitierweise:
Reichsgericht: Urteil im Weltbühne-Prozess, AZ: 7 J 35/29 – XII L 5/31. Leipzig 1931, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:WBUrteil05.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)