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haben. Ihre ehrliche Moral ist es, der die Sagen von den Tänzerinnen, die des Tanzens kein Maaß wußten, die von der unbrüderlichen Erbtheilung, die von der Verachtung des Brodtes ihre Entstehung verbanden, welche wir zum Theil unten mittheilen werden.

Wir geben hier eine Probe unsrer Sammlung, wie sie dem Raume dieses Buches angemessen ist. Wenn unser Plan hiedurch zur Kunde unserer Landsleute kommt, wird, wie wir hoffen, das Interesse, welches bis jetzt in unserm Kreise uns entgegenkam, auch Unbekannte veranlassen, mit uns in Verbindung zu treten, und dem vaterländischen Unternehmen, zu dem wir den Grund gelegt haben, ihre Förderung nicht zu versagen. Die schlichte Fassung, in der wir die Sagen mittheilen, liegt in unserm Plane; denn für die Auffassung eines Zweiges des innern Volkslebens ist die schmuckloseste Darstellung die beste. Leider ist die Ansicht noch sehr verbreitet, daß eine Sage erst durch novellistische Gestaltung oder gar durch Versifizirung präsentabel werde – eine Idee, die nicht bloß verkehrt ist, indem sie die Volkssagen verdirbt, ohne Gedichte zu schaffen, sondern auch unrecht, weil sie gegen die Pietät verstößt, die wir dem Nachlasse unsrer Vorfahren schuldig sind. Treue Auffassung und einfache Darstellung sind die Gesetze, die wir uns vorgesetzt haben, und nur innerhalb dieser Grenzen darf die Form sich geltend machen. Wir richten schließlich an Alle, welche Sagen zu schätzen und mitzutheilen wissen, die Bitte, entweder durch einen der Herausgeber ober durch die Verlagshandlung dieses Buches uns ihren Beitrag zu einem Werke zukommen zu lassen, das in der Reihe der Sagenbücher der Deutschen Provinzen schon zu lange vermißt wird.

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Storm, Theodor Mommsen: Schleswig-Holsteinische Sagen. Schwers’sche Buchhandlung, Kiel 1844, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Volksbuch_f%C3%BCr_Schleswig_Holstein_und_Lauenburg_1844_083.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)