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III.
Leib und Seele.


     Die arme Seele spricht zum Leibe:
Ich laß nicht ab von dir, ich bleibe
Bei dir – Ich will mit dir versinken
In Tod und Nacht, Vernichtung trinken!

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Du warst ja stets mein zweites Ich,

Das liebevoll umschlungen mich,
Als wie ein Festkleid von Satin,
Gefüttert weich mit Hermelin –
Weh mir! jetzt soll ich gleichsam nackt,

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Ganz ohne Körper, ganz abstract,

Hinlungern als ein sel’ges Nichts
Dort oben in dem Reich des Lichts,
In jenen kalten Himmelshallen,
Wo schweigend die Ewigkeiten wallen

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Und mich angähnen – sie klappern dabei

Langweilig mit ihren Pantoffeln von Blei.
O das ist grauenhaft; o bleib’,
Bleib’ bei mir, du geliebter Leib!

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Vermischte Schriften. Erster Band. Hoffmann und Campe, Hamburg 1854, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vermischte_Schriften_129.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)