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14.

Die Mädchen und Burschen, welche an der Spinnte theilnahmen, bemerkten oft des Abends einen vorüberziehenden Drachen. Einmal, als man in der Spinnte den Drachen sah, steckte ein junger Bauer seinen Kopf zum Fenster hinaus und rief demselben zu, er möchte ihm doch Etwas bringen. Sogleich überschüttete ihn der Drache mit Koth. Der Bauer reinigte sich so gut er konnte. Am andern Morgen hatte sich das, was von Koth an ihm haften geblieben war, in Gold verwandelt.

Branitz.     
15.

Wenn ein Drache vorüberzieht und man ruft ihm zu: „Drache, bringe mir Etwas,“ so erfüllt er den Wunsch: man muss aber eiligst, hat man so gerufen, in ein Gebäude flüchten, sonst wird man zunächst mit etwas Hässlichem überschüttet. So erging es einem Bauer, welchem es nicht gelungen war, schnell genug ein Gebäude zu erreichen. Der Drache liess auf ihn Läuse niederfallen. Als er aber nach Hause kam, hatten sich die Läuse in Gold verwandelt.

Buschmühle.     
16.

Ein Bauer hatte einen Drachen, dessen er sich mit der Zeit gern entledigt hätte. Er hatte mit dem Drachen den Vertrag geschlossen, dass dieser ihm Alles bringen müsse, was er verlange: könne er das nicht, so müsse der Drache das Gehöft verlassen. Der Drache hielt den Vertrag, denn er brachte dem Bauer Alles, was dieser verlangte. Da fiel diesem eines Tages etwas Kluges ein. Er nahm nämlich einen Stiefel, schnitt davon die Sohlen los und band denselben an den Balken. Darauf forderte er den Drachen auf, er solle den Stiefel mit Gold füllen. Der Drache machte sich an die Arbeit. Da aber dem Stiefel der Boden fehlte, so gelang ihm das nicht. Also musste er, weil er den Vertrag nicht gehalten hatte, das Gehöft verlassen.

Branitz.