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Leuten: sie giengen hierauf gerad auf die Amtstube zu, fielen den Obervogt, und seine Ehefrau ganz rasend an, forderten Geld, und droheten beyden den Tod, wenn sie den geringsten Widerstand thun wollten. Sie nahmen sohin alles, was sie an Geld, Silbergeschmeid, Gewehr, Uhren etc. fanden, mit Gewalt hinweg, und, als es die Obervögtin wagen wollte, einem davon eine Schissel mit Geld aus der Hand zu reißen, setzten sie ihr das gespannte Gewehr auf die Brust, und den blanken Säbel an den Hals, und ängstigten selbe schier bis auf den Tod.

Nach dieser vollbrachten Gewaltthat nahmen sie zwar den Ruckweg in den Hof, kamen aber bald wiederum zurück, verlangten noch mehrer Geld, und ließen sich nicht ehender abfertigen, als bis sie fast das ganze Haus rein ausgeplündert, und dem Obervogt andurch einen Schaden von 2102 fl. zugefüget haben.

     Gleich drey Täge hernach und

43.) Ließ er dem Franz Schleißheimer Amtknecht von Agawang mit einer unerhörten Mordsucht begegnen. Von Unternefsried, wo selber aus dem Wirthshaus mit Gewalt herausgenommen wurde, bis an das Dorf Agawang war fast jeder Schritt eine reine Mißhandlung. Flintenstöße, und todesgefährliche Hiebe folgten immer einer auf den andern; und, obschon der Amtsknecht unter dem Last der Wunden ganz fühllos dahingesunken, wurde die Wuth dieser Mörder doch nicht genug abgekühlet: vielmehr stürmeten sie mit gedoppelter Grausamkeit auf ihn zu, und stoßten ihm den Hirschfänger durch den Leib.

Acht Wunden auf dem Kopf, worunter drey todesgefährliche mehrere Hiebe an der linken Hande, wodurch 2 Finger fast gänzlich abgehauen, und die 3 übrigen stark verletzt waren, ein Stich durch die Balle der Hand, mehrere derley durch beyde Füsse, und endlich eine tödtliche Wunde an der linken Seite des Leibes wurden noch nicht erklecket haben, wenn nicht ein in dem Dorf entstandener Auflauf den elend Verwundeten der Raserey dieser Bösewichte entrissen hätte. Hierdurch wurde aber Hiesel gegen das Volk und besonders gegen den Pfarrherrn des Orts heftig, und solchergestalt aufgebracht, daß er unter ersteres öfters losgefeuert, den Pfarrhof aber mit seinen Leuten gänzlich überzogen, hineingeschossen, Fenster und Kreuzstöcke eingeschlagen, den Pfarrherrn selbst aber geschimpfet und gelästert hat.

44.) Gegen den Freyherrn von Racknitz stoßte Hiesel die verwegensten Bedrohungen aus, und desselben verordneten Stabsamtmann von Haunsheim mißhandelte er in dem Dominicaner-Kloster zu Obermedlingen mit der größten Ausgelassenheit. Dann er erfrechte sich

Empfohlene Zitierweise:
unbekannt: Urgicht und Urtheil des in der Hochfürstlichen Residenzstadt Dillingen durch das Rad hingerichten Mathias Klostermayer oder Landverrufenen Erzbösewichts des Baierischen Hiesel.. Verlegts Johann Leonhard Brönner, hochfürstl. Bischöffl. akademischer Buchdrucker, Dillingen an der Donau 1771, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Urgicht_und_Urtheil.pdf/10&oldid=- (Version vom 13.12.2023)