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So edle Dame darf nicht fern
Von meinem Hofe seyn.

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Wohlauf, drei Damen! auf, drei Herrn!

Führt sie zu mir herein!“

Klein Roland trägt den Becher flink
Hinaus zum Prunkgemach;
Drei Damen, auf des Königs Wink,

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Drei Ritter folgen nach.


Es stund nur an eine kleine Weil’,
Der König schaut in die Fern’,
Da kehren schon zurück mit Eil’
Die Damen und die Herrn.

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Der König ruft mit einem Mal:

„Hilf Himmel! seh’ ich recht?
Ich hab’ verspottet im offnen Saal
Mein eigenes Geschlecht.

Hilf Himmel! Schwester Berta, bleich,

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Im grauen Pilgergewand!

Hilf Himmel! in meinem Prunksaal reich
Den Bettelstab in der Hand!“

Frau Berta fällt zu Füßen ihm,
Das bleiche Frauenbild.

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Da regt sich plötzlich der alte Grimm,

Er blickt sie an so wild.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0297.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)