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Junker Rechberger.

Rechberger war ein Junker keck,
Der Kaufleut’ und der Wanderer Schreck.
In einer Kirche, verlassen,
Da thät er die Nacht verpassen.

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Und als es war nach Mitternacht,

Da hat er sich auf den Fang gemacht.
Ein Kaufzug, hat er vernommen,
Wird frühe vorüberkommen.

Sie waren geritten ein kleines Stück,

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Da sprach er: „Reitknecht! reite zurück!

Die Handschuh hab’ ich vergessen
Auf der Bahre, da ich gesessen.“

Der Reitknecht kam zurück so bleich:
„Die Handschuh hole der Teufel Euch!

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Es sitzt ein Geist auf der Bahre;

Es starren mir noch die Haare.

Er hat die Handschuh angethan
Und schaut sie mit feurigen Augen an,
Er streicht sie wohl auf und nieder;

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Es beben mir noch die Glieder.“
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0281.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)