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Nicht lang, der Ritter trat herein,
Das Kränzlein wohl beschaut’:
„O fasse, lieber Goldschmied mein,
Ein Ringlein mit Demanten

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Für meine süße Braut!“


Und als das Ringlein war bereit
Mit theurem Demantstein,
Da steckt’ Helen’ in Traurigkeit,
Wohl als sie war alleine,

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Es halb an’s Fingerlein.


„Ach! wunderselig ist die Braut,
Die’s Ringlein tragen soll.
Ach, schenkte mir der Ritter traut
Nur seines Haars ein Löcklein,

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Wie wär’ ich freudenvoll!“


Nicht lang, der Ritter trat herein,
Das Ringlein wohl beschaut’:
„Du hast, o lieber Goldschmied mein!
Gar fein gemacht die Gaben

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Für meine süße Braut.


Doch daß ich wisse, wie ihr’s steh’,
Tritt, schöne Maid, herzu!
Daß ich an dir zur Probe seh’
Den Brautschmuck meiner Liebsten,

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Sie ist so schön, wie du.“
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0206.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)