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Das Schloß am Meere.


Hast du das Schloß gesehen,
Das hohe Schloß am Meer?
Golden und rosig wehen
Die Wolken drüber her.

5
Es möchte sich niederneigen

In die spiegelklare Flut;
Es möchte streben und steigen
In der Abendwolken Glut.

„Wohl hab’ ich es gesehen,

10
Das hohe Schloß am Meer,

Und den Mond darüber stehen,
Und Nebel weit umher.“

Der Wind und des Meeres Wallen
Gaben sie frischen Klang?

15
Vernahmst du aus hohen Hallen

Saiten und Festgesang?

„Die Winde, die Wogen alle
Lagen in tiefer Ruh,
Einem Klagelied aus der Halle

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Hört’ ich mit Thränen zu.“
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0171.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)