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Ich rufe durch die Stille hin: Es werde! –
Unmächt’ge Stimme schwacher Kreatur!

Herzog.

Auch hieher dringt noch die rastlose Zeit;
Die Tannen die so trotzig stehn, sie müssen
Zur Menschenwohnung sich zusammenfügen;
Die Felsen werden vom Gebirg gerollt
Und steigen neu, als hehre Dom’, empor.

Dietwald.

Kaum tretet Ihr in diese Wildniß ein,
Und habt schon so tiefsinnige Gedanken.

Herzog.

Und nun, mein guter Eckart, sey mir treu,
Wie du es meinem lieben Vater warst!
Wir nehmen unsern Sitz in diesem Schloß,
Ich und die werthe Frau hier, mein Gemahl,
Doch bleibt es ein Geheimniß, wer wir sind.

Herzogin.

So ziehn wir denn zur neuen Hofburg ein!

(Alle ab.)
Ein Wanderer (tritt auf und singt;)

O Tannenbaum, du edles Reis!
Bist Sommer und Winter grün.
So ist auch meine Liebe,
Die grünet immerhin.

O Tannenbaum! doch kannst du nie
In Farben freudig blühn.
So ist auch meine Liebe,
Ach! ewig dunkel grün.

(Ab.)
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0136.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)