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Vermächtniß.


Ein Sänger in den frommen Rittertagen,
Ein kühner Streiter in dem heil’gen Lande,
Durchbohrt von Pfeilen, lag er auf dem Sande,
Doch konnt’ er dies noch seinem Diener sagen:

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„Verschleuß mein Herz, wann es nun ausgeschlagen,

In jener Urne, die vom Heimathstrande
Ich hergebracht mit manchem Liebespfande!
Drin sollt du es zu meiner Herrin tragen!“ –

So ich, Geliebte! der nur dich gefeiert,

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Verblute, fern von dir, in Liebesschmerzen,

Schon decket meine Wangen Todesblässe.

Wann deinen Sänger Grabesnacht umschleiert,
Empfange du das treuste aller Herzen
In des Sonettes goldenem Gefässe!

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 097. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0097.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)