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Metzelsuppenlied.


Wir haben heut nach altem Brauch
Ein Schweinchen abgeschlachtet;
Der ist ein jüdisch eckler Gauch,
Wer solch ein Fleisch verachtet.

5
Es lebe zahm und wildes Schwein!

Sie leben alle, groß und klein,
Die blonden und die braunen!

So säumet denn, ihr Freunde, nicht,
Die Würste zu verspeisen,

10
Und laßt zum würzigen Gericht

Die Becher fleißig kreisen!
Es reimt sich trefflich: Wein und 0 Schwein,
Und paßt sich köstlich: Wurst und 0 Durst,
Bei Würsten gilt’s zu bürsten.

15
Auch unser edles Sauerkraut,

Wir sollen’s nicht vergessen;
Ein Deutscher hat’s zuerst gebaut,
Drum ist’s ein deutsches Essen.
Wenn solch ein Fleischchen, weiß und mild,

20
Im Kraute liegt, das ist ein Bild

Wie Venus in den Rosen.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 072. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0072.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)