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Ich machte heute mit einigen Herrn, an die man mir von Koblenz aus Addressen gegeben hatte, eine Lustpartie nach Hochheim, das eine Stunde von hier entlegen ist, und eine bezaubernde Aussicht hat. Der Ort selbst liegt erhaben, und man kann von dort aus die ganze Stadt wie in einem Gemälde vor sich liegen sehen. Sie erstreckt sich längst dem jenseitigen Ufer des Rheines auf eine halbe Stunde von Süden gegen Norden; an dieser Seite prangt die alte Martinsburg, an jener die churfürstliche Favorit. Die Aussicht von Hochheim ist ohnstreitig eine der schönsten in den Rheingegenden. Vor sich das Ehrfurcht erweckende Mainz und die Schiffbrücke, links das Paradies von Worms und Mannheim, rechts die mit Weinreben bekränzten Gebirge des gesegneten Rheingaues, und hinter sich die Aussicht nach der Gegend von Frankfurt; so daß wem dieses nicht reizend scheint, der muß Hannibalischer Abkunft seyn. – Der Hochheimer Wein ist nach dem Rüdesheimer ohne Vergleich der beste. Wir tranken in Freundschaft einige Kannen dieses Nektars aus, und ich muß gestehen, ich hätte für den Laubthaler, den wir für die Maas zahlen mußten,

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Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/9&oldid=- (Version vom 18.7.2023)